Im Auftrag der Wissenschaft unternimmt die Lufthansa am Sonntag den längsten Nonstopflug ihrer Geschichte. Wie das Unternehmen am Freitag in München mitteilte, wird ein Airbus A350-900 in Hamburg unter strengsten Hygiene- und Quarantänebedingungen zu einem 13.700 Kilometer langem Sonderflug zu einer Militärbasis auf den Falklandinseln abheben. An Bord sind zahlreiche Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) sowie Besatzungsmitglieder des Forschungseisbrechers „Polarstern“.
Der etwa 15-stündige Nonstopflug ist Teil einer aufwändigen logistischen Operation zur sicheren Versorgung der deutschen Antarktis-Forschungsstation Neumayer III. Diese soll für die kommende Wintersaison ausgerüstet werden. Dabei soll unbedingt vermieden werden, dass das Coronavirus dorthin eingeschleppt wird.
Die eigentliche Versorgung übernimmt dabei die „Polarstern“. Sie brach bereits kurz vor Weihnachten mit Nachschub von Bremerhaven auf. Auf den britischen Falklandinseln soll sie nun die von der Lufthansa eingeflogene neue Mannschaft für die Polarstation sowie neue eigene Besatzungsmitglieder aufnehmen. Alle Teilnehmer des Flugs gingen zuvor in zweiwöchige strengste Isolation in einem Hotel in Bremerhaven, darunter auch die 16-köpfige Lufthansa-Crew.
Laut Fluglinie sind auch der Bustransfer zum Hamburger Flughafen und die Startvorbereitungen so organisiert, dass kein Kontakt zu Außenwelt besteht. Gleiches gilt nach der Landung und für den Transfer der Passagiere zur „Polarstern“. Unter anderem fliegen Lufthansa-Techniker und Mitarbeiter des Bodenpersonals mit, weil Außenstehende den Flieger am Zielort keinesfalls betreten dürfen.
Die vom AWI betriebene Neumayer-III-Forschungsstation liegt in der Ostantarktis etwa zehn Kilometer von der Eiskante entfernt. Üblicherweise erfolgen Nachschublieferungen und Crewwechsel per Flugzeug mit Zwischenstopps in Südafrika und auf einer russischen Antarktis-Station, die als Verteiler für die Versorgung anderer Polarstationen dient. Diese Methode ist in diesem Jahr wegen der weltweit grassierenden Corona-Pandemie allerdings zu riskant.
Um Infektionen auf der im Polarwinter monatelange völlig von der Außenwelt abgeschnittenen Forschungsstation zu verhindern, wurde ein Alternativplan erarbeitet. Nachschub und Austauschbesatzung werden von der „Polarstern“ an die Eiskante gebracht und mit Pistenraupen und Schneemobilen zur Station gefahren. Zudem wird diese mit weiterer medizinischer Ausrüstung für den Fall eines Corona-Ausbruchs ausgestattet. Ärzte gehören ohnehin zur Crew.
Der Flug mit der Flugnummer LH2574 wird nach Lufthansa-Angaben am Sonntagabend um 21.30 Uhr von Hamburg starten. Das vorbereitete und mit allem Nötigen beladene Flugzeug wird dabei bereits am Sonntagnachmittag von Frankfurt in die Hansestadt gebracht, wo es von der in Quarantäne befindlichen Besatzung übernommen wird.
Nach der Landung bleiben Flieger und Besatzung bis zum kommenden Mittwoch auf den Falklandinseln in Quarantäne. Dann startet der Rückflug mit abgelösten Besatzungsmitgliedern der „Polarstern“.