Schröder beklagt „Russland-Bashing“ in Debatte über Nord Stream 2

Gerhard Schröder - Bild: Olaf Kosinsky, CC BY-SA 3.0 DE, via Wikimedia Commons
Gerhard Schröder - Bild: Olaf Kosinsky, CC BY-SA 3.0 DE, via Wikimedia Commons

Der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hat die Forderungen nach einer Einstellung des umstrittenen Ostsee-Pipeline-Projekts Nord Stream 2 zurückgewiesen und eine stärkere Nähe Deutschlands zu Russland gefordert. Die in der Presse geäußerte Kritik an der Pipeline spiegele nicht die Meinung der Bürger wider, sagte Schröder der „Rheinischen Post“ (Samstagsausgabe). „Das Russland-Bashing, was da betrieben wird, ist nicht die Mehrheitsmeinung unseres Volkes – davon bin ich jedenfalls überzeugt.“

Die Pipeline solle auch angesichts des Atom- und Kohleausstiegs „die Energieversorgung der nächsten Generation sicherstellen“, sagte Schröder. Die USA seien hingegen daran interessiert, ihr Fracking-Gas in Deutschland zu verkaufen, das aber „umweltschädlich, teurer und qualitativ nicht so gut verwendbar“ sei wie das Pipeline-Gas, sagte Schröder. „Wenn wir die Fertigstellung stoppen, sägen wir energiepolitisch den Ast ab, auf dem wir sitzen.“

Der ehemalige Bundeskanzler ist seit 2005 für die Nord Stream AG tätig, seit 2017 ist er außerdem Aufsichtsratsvorsitzender des größten russischen Ölkonzerns Rosneft. Neben den USA fordern auch zahlreiche europäische Staaten den Stopp des vorwiegend deutsch-russischen Pipeline-Projekts. Auch das EU-Parlament hatte in der vergangenen Woche wegen der Verhaftung des russischen Oppositionellen Alexej Nawalny einen Baustopp gefordert. 

Auf die Frage, ob er wie seine Nachfolgerin Angela Merkel (CDU) für die Freilassung Nawalnys eintrete, sagte Schröder in dem Interview mit der „Rheinischen Post“, es gehe ihm nicht „um tagesaktuelle Diskussionen, sondern um grundsätzliche Richtungsentscheidungen“. Deutschland müsse ein Interesse daran haben, dass Russland „eine eigene Identität und eine eigene ökonomische Kraft“ entwickele. „Wir müssen Russland nicht als Gegner, sondern als potenziellen Partner begreifen“, sagte Schröder.

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