Spahn bringt Laschet als „natürlichen Kanzlerkandidaten“ der Union ins Spiel

Konrad-Adenauer-Haus - Bild: CDU
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Der neue CDU-Vizechef Jens Spahn hält den frisch ins Amt gewählten Parteivorsitzenden Armin Laschet für den bevorzugten Anwärter auf die Kanzlerkandidatur. „Armin Laschet führt unsere CDU, und er ist damit der natürliche Kanzlerkandidat“, sagte der Gesundheitsminister der „Bild am Sonntag“. Laschet selbst äußerte sich weiterhin nicht zu möglichen Kanzler-Ambitionen. In einer Rede vor Parteifreunden in Stuttgart warb er für die Einbindung seines unterlegenen Rivalen Friedrich Merz.

Laschet und CSU-Chef Söder hatten sich darauf verständigt, den Kanzlerkandidaten der Union erst nach den Landtagswahlen im März einvernehmlich zu benennen. Auch Söder gilt als potenzieller Kandidat. Spahn ist ein Unterstützer Laschets, im Rennen um den CDU-Vorsitz war er im Team als Nummer zwei mit dem NRW-Ministerpräsidenten angetreten. Zuletzt waren auch Spahn Kanzler-Ambitionen nachgesagt worden.

In dem Interview mit der „BamS“ verwies Spahn nun aber auf seine Rolle als Gesundheitsminister in der Corona-Pandemie. 2018 habe er für den CDU-Vorsitz kandidiert. „Ich war bereit, Verantwortung zu übernehmen, mit allem, was darauf folgt“, sagte er. „Heute konzentriere ich mich darauf, die größte Gesundheitskrise in der Geschichte der Bundesrepublik zu bewältigen.“

Laschet hielt am Samstag seine erste Rede auf einem CDU-Landesparteitag seit seiner Wahl zum Parteichef – in Baden-Württemberg, wo sein Rivale Merz besonders viele Unterstützer hatte. Laschet wies in seiner Ansprache selbst auf diesen Umstand hin, und fügte hinzu: „Ich bin auch Friedrich-Merz-Fan.“ Abermals warb er um Merz‘ Einbindung. „Deswegen will ich, dass er dabei ist. Wir brauchen Friedrich Merz.“ 

Laschet betonte in seiner Stuttgarter Rede zugleich, dass die Machtfrage in der CDU mit der Auszählung der Briefwahlstimmen am Freitag endgültig „entschieden“ sei – und zwar zu seinen Gunsten. Die Delegierten des Bundesparteitags hätten ihm mit 83 Prozent „Rückendeckung“ gegeben, sagte Laschet. „Das macht es mir am Anfang leicht.“

Merz hatte nach seiner Niederlage gegen Laschet die Chance ausgeschlagen, sich ins CDU-Präsidium wählen zu lassen. Für Unruhe und auch Unmut in der Partei sorgte Merz dann mit einem „Angebot“ an Laschet, als Bundeswirtschaftsminister ins Kabinett einzutreten. Kritiker hatten dies als Foul an dem neuen CDU-Chef gewertet.

Laschet verwies in Stuttgart darauf, dass er bei der Briefwahl der CDU-Delegierten vergangene Woche hunderte Stimmen mehr als noch bei der Digitalabstimmung auf dem Bundesparteitag erhalten habe. Viele Delegierte hätten nun gesagt: „Jetzt unterstützen wir den neuen Vorsitzenden.“ Laschet interpretierte sein Ergebnis aus der Briefwahl so, dass auch Unterstützer von Merz und dem zweiten unterlegenen Kandidaten, Norbert Röttgen, für ihn gestimmt hätten.

Laschet kündigte in Stuttgart an, mit einem Kurs der Mitte für seine Partei bei der Bundestagswahl ein Ergebnis von über 35 Prozent erreichen zu wollen. In Umfragen stehe die Union derzeit bei „35 Prozent plus x“, sagte er. Für die CDU komme es nun darauf an, „dass wir die Wähler der Mitte bei uns halten“. 

Laschet stimmte seine Partei auf eine harte Auseinandersetzung mit den Gegnern im Bundestags-Wahlkampf ein. „Ich bin sicher: Wenn Rot-rot-grün eine Mehrheit haben, werden sie es machen“, sagte er. „Man muss aber ein solches Bündnis ausschließen, wenn es um das Wohl in Deutschland geht.“ Bei der Bundestagswahl im September gehe es „um die Richtung der Republik“.

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