Spahn stimmt beim Impfen weiter auf „harte Wochen“ ein

Jens Spahn - Bild: REUTERS/Hannibal Hanschke/Pool

Angesichts der anhaltenden Knappheit bei den Impfstoffen gegen das Coronavirus hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) die Bevölkerung weiter auf „harte Wochen“ eingestimmt. Gleichwohl sei die Impfkampagne aber „auf einem guten Weg“, betonte Spahn am Freitag in Berlin. Er bekräftigte das Ziel, dass bis Mitte Februar alle Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeheimen ein Impfangebot erhalten sollten, bis Ende März auch alle über 80-Jährigen.

Für den Einsatz des Impfstoffs von AstraZeneca in Deutschland empfahl die Ständige Impfkommission (Stiko), das Vakzin für Menschen im Alter von 18 bis 64 Jahren anzuwenden. Für Ältere lägen keine hinreichenden Daten zur Wirksamkeit vor, hieß es. Zuvor hatte die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) die Zulassung des AstraZeneca-Impfstoffs für die EU empfohlen. Hierbei gab es keine Einschränkung für Ältere.

An den Regeln zur Impfreihenfolge will die Stiko offensichtlich nichts ändern. Es solle lediglich innerhalb der bestehenden Prioritätsgruppen das Mittel von AstraZeneca nur denen angeboten werden, die höchstens 64 Jahre alt sind. In der höchsten Stufe, die derzeit geimpft wird, wären dies vor allem Mitarbeiter von Pflege- und Seniorenheimen, ambulante Pflegekräfte und das Personal medizinischer Einrichtungen.

Zur Verfügbarkeit der Impfstoffe in Deutschland sagte Spahn am Freitagmorgen, die Regierung rechne damit, dass bis Ende des ersten Quartals insgesamt zwölf Millionen Dosen der Produkte von Biontech und Moderna geliefert würden. Zusätzlich könnte Deutschland im nächsten Monat mit etwa drei Millionen Impfdosen von AstraZeneca rechnen, sagte der Minister. Positiv wertete er die Zusage des Unternehmens, der EU jetzt doch mehr Impfdosen liefern zu wollen als zwischenzeitlich angekündigt.

Die Bundesregierung dämpfte die Erwartungen an den für Montag geplanten Impfgipfel von Bund und Ländern. Es sei kein Gespräch, an dessen Ende „konkrete Beschlüsse“ zu erwarten seien, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. In die Beratungen sollen auch die Impfstoffhersteller eingebunden werden.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) forderte im ZDF eine Offenlegung sämtlicher Verträge zwischen der EU und Herstellern von Corona-Impfstoff. Die aktuellen Lieferverzögerungen kritisierte er als „mehr als unbefriedigend“ und gab daran der EU eine Mitschuld. In der „Welt“ plädierte Söder sogar für eine staatliche „Not-Impfstoffwirtschaft“, um die Produktionsmengen zu steigern. Auch eine Zulassung russischer und chinesischer Impfstoffe solle geprüft werden.

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) forderte in den Zeitungen der Funke Mediengruppe einen „nationalen Impfplan“, um allen Impfwilligen bis Ende September eine Impfung zu ermöglichen. Der Linken-Gesundheitsexperte Achim Kessler rief Spahn auf, Hersteller zur Freigabe ihrer Lizenzen zu zwingen, damit weitere Firmen die Impfstoffe herstellen könnten.

Der Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts, Klaus Cichutek, wies erneut darauf hin, dass die Wirksamkeit des AstraZeneca-Impfstoffs etwas geringer sein dürfte als bei den mRNA-Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna. Gleichwohl habe auch das neue Produkt eine „sehr gute Wirksamkeit“.

Bislang seien nur wenige gravierendere Nebenwirkungen bei den Corona-Impfungen aufgetreten, sagte Cichutek weiter. Dazu gehöre in seltenen Fällen eine vorübergehende Gesichtslähmung. 69 Menschen seien nach einer Impfung verstorben, Hinweise dass diese Todesfälle „mit den Impfungen in Zusammenhang stehen“, gebe es aber nicht.

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