Verbraucherschützer kritisieren Schufa wegen umstrittenen Geschäftsmodells

Klaus Müller, vzbv - Bild: Gert Baumbach
Klaus Müller, vzbv - Bild: Gert Baumbach

Mit einem geplanten umstrittenen Geschäftsmodell hat die Kreditauskunft Schufa die Kritik von Verbraucherschützern auf sich gezogen. Der Chef des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv), Klaus Müller, warf der Schufa am Dienstag „dreiste Rosinenpickerei“ vor. 

Die Auskunftei plant nach Recherchen von NDR, WDR und „Süddeutscher Zeitung“ (SZ) mit dem Projekt „Check Now“, in bestimmten Fällen Kunden auch anhand ihrer Kontoauszüge zu bewerten. Nachdem die bayerischen Datenschützer sich kritisch über das Vorhaben geäußert hatten, will die Schufa ihr Projekt laut NDR, WDR und SZ nun von der hessischen Datenschutzbehörde prüfen lassen. 

„Der Versuch der Schufa, mit einem solchen Kniff den Datenschutz auszuhebeln, ist überaus dreist“, erklärte vzbv-Chef Müller. „Es war schon schlimm genug, dass die Schufa eine ziemlich umfassende Datenschnüffelei über eine Tochterfirma in Bayern geplant hat.“ Dass Projekt nun „einfach an eine andere Datenschutzbehörde weiterreichen zu wollen“, setze dem noch eins drauf. Diese Art von „Rosinenpickerei“ sei völlig inakzeptabel.

Müller warnte vor einem vollkommenen Durchleuchten von Verbrauchern durch das geplante Projekt „Check Now“. „Es geht hier nicht mehr nur um Negativmerkmale, die einen Hinweis darauf bieten können, ob Verbraucher ihre vertraglichen Pflichten nicht einhalten werden“, erklärte er. „Die Schufa will künftig Zugriff auf unsere Kontobuchungen haben – und damit Einblicke in unser Kaufverhalten, unseren Medienkonsum oder unsere Hobbies.“ Für Verbraucherschützer sei damit „eine rote Linie überschritten“.

Die Schufa hatte das Projekt laut den drei Medien Anfang November zunächst dem Bayerischen Landesamt für Datenschutzaufsicht vorgestellt. Anfang Dezember habe sich die Schufa nach Kritik an ihrem Vorhaben noch an den Hessischen Landesdatenschutzbeauftragten gewandt, der in der Branche als „Schufa-freundlich“ gelte, heißt es in den Medienberichten. Tatsächlich könnten beide Behörden zuständig sein, da die Schufa in Bayern die Tochterfirma Finapi betreibe und Hessen der Sitz der Unternehmszentrale sei.

Die Schufa hatte die Kritik an ihren Plänen im November zurückgewiesen. Das Projekt solle Kunden mit einem schlechten Score die Möglichkeit einer besseren Bonitätsbewertung bieten, erklärte die Auskunftei damals. Die Analyse der Kontoinformationen sei zudem freiwillig.

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