Andere Infektionskrankheiten in Corona-Pandemie viel seltener gemeldet

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Während der Corona-Pandemie ist die Zahl der gemeldeten Fälle anderer Infektionskrankheiten in Deutschland zum Teil drastisch zurückgegangen. Das berichtete das Robert-Koch-Institut (RKI) am Freitag in Berlin unter Verweis auf eine eigene Auswertung. Die Zahl der Fälle anderer meldepflichtiger Infektionskrankheiten sank im untersuchten Zeitraum von März bis August vergangenen Jahres demnach insgesamt um 35 Prozent oder etwa ein Drittel.

Im Vergleich zu den erwartbaren Meldezahlen gemäß der Vorjahre gingen die Meldezahlen für praktisch sämtliche Krankheiten dabei signifikant zurück. Jedoch waren Veränderungen unterschiedlich groß, wie das RKI erklärte. Den stärksten Einbruch gab es bei den Erregern, die sich über Atemwege verbreiten. So lag das Minus bei Masern bei 85,5 Prozent, bei waren es Keuchhusten 63,7 Prozent.

Teilweise ähnlich stark gingen zudem die Meldezahlen zu Erregern zurück, die den Magen-Darm-Trakt befallen. Bei Erkrankungen durch Rotaviren sanken sie um 83,3 Prozent. Das Minus bei den Meldungen über Norovirus-Gastroenteritis lag im Studienzeitraum bei 78,7 Prozent. Insgesamt am stärksten war der Rückgang der gemeldeten Fälle für alle Krankheiten in der Altersgruppe der Kinder unter vier Jahren mit 57 Prozent, bei Kindern von fünf bis 14 Jahren mit 45 Prozent sowie bei Menschen über 80 Jahren mit 44 Prozent.

Nach Angaben des RKI dürften die Gründe für die starken Rückgänge komplex und „erregerspezifisch“ sein. Sie ließen sich allein aus den Meldedaten nicht klären. Es sei unter anderem auch denkbar, dass in Pandemie insgesamt weniger Arztbesuche stattfanden und weniger Fälle entdeckt wurden. Die Experten des Instituts gingen aber davon aus, dass sich Kontaktbeschränkungen und Hygieneregeln gerade auf die Verbreitung von Magen-Darm-Infektionen auswirkten. Gleiches dürfte für Kita- und Schulschließungen gelten, hieß es.

Den Rückgang der Masernfälle führte das Bundesinstitut zumindest teilweise auch auf coronabedingte Beschränkungen im Reiseverkehr zurück. Masern seien in Deutschland heute nicht mehr endemisch verbreitet, erklärten die Experten. Ausbrüche im Inland nähmen ihren Ausbruch in der Regeln durch „Import“ und breiteten sich dann vor allem bei Lücken im Impfschutz der Bürger weiter aus.

Im Blick auf die saisonale Grippe lieferte die Auswertung des RKI aufgrund des Untersuchungszeitraum wenig Erkenntnisse. Die Saison sei zu dessen Startpunkt bereits weitgehend beendet gewesen und insgesamt auch nur als eher moderat eingestuft worden. Jedoch wurde rund zwei Wochen eher als üblich ein „abrupter“ Rückgang der Influenza-Meldezahlen beobachtet. Dies könne durchaus auch auf die Maßnahmen zur Corona-Eindämmung zurückzuführen sein.

Rückgänge gab es der Auswertung zufolge unter anderem auch bei den Meldungen zu Infektionen mit sogenannten Krankenhauskeimen. Dabei vermutete das RKI einen Zusammenhang mit den aufgrund der Pandemie insgesamt gesunkenen Patientenzahlen. Medizinisch nicht erforderliche Eingriffe wurden verschoben. Auch könnten stärkere Hygienemaßnahmen während der Krise zum Rückgang beigetragen haben.

Ebenfalls deutlich zurück gingen die Meldungen über Infektionen mit sexuell oder durch Blut übertragbaren Krankheiten. Bei HIV lag das Minus bei 22,1 Prozent. Hier vermutete das RKI aber insbesondere auch einen Zusammenhang mit Einschränkungen bei der Arbeit von Gesundheitsämtern und Beratungsstellen in dem Bereich.

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