Bätzing kritisiert „stockende Aufarbeitung“ von Missbrauch im Erzbistum Köln

Georg Bätzing - Bild: Bistum Limburg
Georg Bätzing - Bild: Bistum Limburg

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, hat den Umgang des Kölner Erzbistums mit dem Missbrauchsskandal kritisiert. „Die stockende Aufarbeitung bedaure ich sehr“, sagte der Limburger Bischof am Donnerstag zum Auftakt einer Onlinekonferenz des sogenannten synodalen Wegs vor Journalisten. Die Krise, die durch ein unter Verschluss gehaltenes Gutachten zu Missbrauchsfällen im Erzbistum entstanden sei, habe Kardinal Rainer Maria Woelki zudem „nicht gut gemanagt“.

In einer Erklärung mit dem Titel „Transparenz und Verantwortung“ kritisierte das Präsidium des synodalen Wegs, „die Vorgänge im Erzbistum Köln um die Bestellung, Nichtveröffentlichung und Neuvergabe von Gutachten“ hätten „dazu geführt, dass viele am Willen kirchlicher Autoritäten zu vorbehaltloser Aufklärung zweifeln“. Es seien „erhebliche Irritationen entstanden, zudem sei „ein Verlust an Vertrauen eingetreten, der nur schwer wieder behoben werden kann“. „Nicht wenige verlassen nicht zuletzt deshalb die Kirche“, erklärte das Präsidium.

Ohne direkten Bezug zu Woelki hieß es weiter, wer in der Kirche Leitung ausübe, müsse „die Konsequenzen tragen und sie gegebenenfalls auch selbst ziehen“, wenn „im Umgang mit Missbrauch Recht gebrochen, Pflichten verletzt oder gravierende Fehlentscheidungen getroffen“ worden seien. „Dabei kann auch ein Rücktritt kein Tabu sein“, erklärte das Präsidium. Es müsse „selbstverständlich sein, dass sich die Verantwortlichen an den rechtlichen, kirchenrechtlichen, moralischen und geistlichen Ansprüchen messen lassen, die mit ihren Ämtern verbunden sind“.

Kardinal Woelki reagierte bereits vor der Veröffentlichung mit einer öffentlichen Stellungnahme auf die Erklärung, in der er Fehler einräumte. „Mir ist schmerzlich bewusst, dass Vertrauen verloren gegangen ist“, erklärte er darin. Mit einem neuen Gutachten, das am 18. März erscheinen soll, wolle er Betroffenen „ein Stück Gerechtigkeit“ zukommen lassen.

Ursprünglich hatte das Erzbistum die Münchner Kanzlei Westphal Spilker Wastl mit einem Gutachten zur Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch beauftragt. Das Papier, das im vergangenen Jahr veröffentlicht werden sollte, hält Woelki jedoch zurück. Der Kardinal steht selbst unter Verdacht, Missbrauchsvorwürfe gegen einen mittlerweile verstorbenen Priester vertuscht zu haben. Woelki weist diesen Vorwurf zurück. Obwohl der Verdacht seit Wochen dem Vatikan vorliegt, äußerte sich Rom noch nicht dazu.

Stellvertretend für das Präsidium des synodalen Wegs kündigte Bätzing an, fortan „regelmäßig“ über den Stand der Aufarbeitung und Aufklärung von Missbrauch in der katholischen Kirche informieren zu wollen. In Betroffenenbeiräten sollen Opfer sich außerdem stärker einbringen können. Ihnen müsse signalisiert werden, dass sie ernst genommen und gehört werden.

Bei der bis Freitag dauernden Onlinekonferenz wollen sich rund 220 Synodalmitglieder außerdem mit Themen wie Macht und Gewaltenteilung in der Kirche, der Rolle von Frauen sowie Sexualität und Partnerschaft beschäftigen. Auch die Frage, wie Homosexuelle, Intersexuelle oder Transmenschen in der Kirche Platz finden können, soll diskutiert werden.

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