Als erstes Land auf dem amerikanischen Kontinent hat Brasilien dem Impfstoff von Biontech/Pfizer eine endgültige Zulassung erteilt. Nach 17-tägiger Überprüfung habe das Vakzin eine Zulassung für seinen großflächigen Einsatz erhalten, teilte der Chef der Aufsichtsbehörde Anvisa, Antônio Barra Torres, am Dienstag mit. Allerdings ist der Wirkstoff des Mainzer Unternehmens Biontech und seines US-Partners Pfizer in Brasilien noch gar nicht erhältlich.
In Südamerikas größtem und bevölkerungsreichstem Staat werden derzeit der von China entwickelte Impfstoff CoronaVac sowie das Vakzin von Astrazeneca eingesetzt. Für beide Vakzine hatten die Behörden eine Notfallzulassung erteilt. Im Gegensatz zu ihnen darf der Impfstoff von Biontech/Pfizer nun für die gesamte Bevölkerung verwendet, und die Impfdosen dürfen vermarktet werden.
Pfizer hatte im Januar enthüllt, dass es Brasilien bereits im August rund 70 Millionen Dosen angeboten hatte. Die Verhandlungen seien aber am Beharren der Behörden gescheitert, die Hersteller im Falle unvorhergesehener Nebenwirkungen haftbar zu machen. Laut einem brasilianischen Abgeordneten hatten neben Brasilien nur noch Venezuela und Argentinien auf diese Haftungsklausel bestanden. Anvisa ging darauf in ihrer Erklärung nicht mehr ein.
Staatschef Jair Bolsonaro hatte sich noch im Dezember über die Forderungen von Biontech/Pfizer lustig gemacht. Sollten sich Impfkandidaten nach der Spritze in „Alligatoren“ verwandeln, sei das ihr eigenes Problem, sagte der bekennende Impfskeptiker, der die Pandemie stets kleingeredet hat.
Der rechtsextreme Präsident wird auch für die Impfstoff-Knappheit im Land verantwortlich gemacht, die mehrere Städte dazu gezwungen hat, ihre Impfkampagnen nach etwas mehr als einem Monat wieder zu stoppen. Bislang haben 5,9 Millionen der 212 Millionen Menschen im Land und damit 2,8 Prozent der Bevölkerung eine Impfdosis erhalten. Mehr als 247.000 Menschen sind bereits an Covid-19 gestorben. Das ist zweithöchste Todesrate nach den USA mit über einer halben Million Opfer. In den USA wird seit Mitte Dezember mit dem Biontech/Pfizer-Impfstoff geimpft, der dort eine Notfallzulassung erhalten hat.