Die Menschen in Deutschland können sich bereits in wenigen Tagen selbst auf das Coronavirus testen lassen: Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) erteilte Sonderzulassungen für drei Produkte zur Anwendung zu Hause, wie es in einer Mitteilung vom Mittwoch hieß. Dies schaffe mehr Freiheiten und Sicherheit in der Pandemie, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn im Bundestag.
Nach der Zulassung wird davon ausgegangen, dass die Tests schon in wenigen Tagen erhältlich sein werden, etwa in Discountern, aber auch online. Bei allen drei nun zugelassenen Produkten werden die Proben durch einen Abstrich in der vorderen Nase entnommen. Ob die Abgabe künftig bezuschusst wird, ist nach Angaben Spahns noch offen und hängt auch vom Preis ab. Es sei ein Unterschied, ob sie zwei oder zehn Euro kosteten. Ursprünglich hatte Spahn erwogen, die Selbsttests mit einer Eigenbeteiligung von einem Euro abzugeben.
Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) bezeichnete die Zulassung als einen „Meilenstein für viele Bereiche des gesellschaftlichen Lebens“. Mit den Tests zur Eigenanwendung werde „die Brücke zum Impfen noch einmal verbreitert“. Weitere Öffnungsschritte könnten damit erleichtert werden. Vor allem für Kitas und Schulen seien sie „ein wichtiger Schlüssel dazu, die Sicherheit im Alltag weiter deutlich zu erhöhen“. Wichtig sei nun, dass die Tests so zügig wie möglich überall dort, wo sie gebraucht werden, auch zur Verfügung stehen.
Die Eigentests eröffneten eine neue Möglichkeit, „Schritt für Schritt Normalität wiederzugewinnen“, erklärte die SPD-Gesundheitsexpertin Hilde Mattheis. „Selbsttests können ein echter ‚Game Changer‘ für die Pandemiebekämpfung werden – gerade mit Blick auf eine mögliche dritte Welle.“ Mattheis setzte sich für die kostenfreie Abgabe der Tests ein.
Die Selbsttests seien eine Ergänzung zu den bereits zugelassenen, die durch geschultes Personal vorgenommen werden müssen, sagte Spahn. Diese will der Minister kostenlos zur Verfügung stellen, allerdings wurde der zunächst für 1. März geplante Start nach Beratungen im Corona-Kabinett verschoben. Das Vorhaben sei im Grunde „startklar“, allerdings gebe es viele, die das Testen besser mit Öffnungsstrategien verzahnen wollen, sagte Spahn im ZDF-„Morgenmagazin“. Das werde am kommenden Mittwoch bei den nächsten Bund-Länder-Beratungen diskutiert, sagte Spahn.
Der Bundesgesundheitsminister war wegen der verschobenen kostenlosen Corona-Schnelltests in die Kritik geraten. SPD-Parlamentsgeschäftsführer Carsten Schneider griff Spahn scharf an. „Ich bin schockiert über den Mangel an Professionalität“, sagte Schneider am Mittwoch in Berlin.
Der SPD-Politiker warf Spahn vor, weder praktische Voraussetzungen zur Anwendung der Schnelltests noch deren Finanzierung hinreichend geklärt zu haben, bevor er diese per Twitter für den 1. März ankündigte. „Per Twitter kann man dieses Land nicht regieren“, sagte Schneider dazu weiter. Es gebe bei Spahn „zu viel Ankündigung und zu wenig Substanz“. Die Kosten der Schnelltests bezifferte Schneider „locker mit einem Milliardenbetrag pro Woche“.