Forderungen nach Lockerung der Impfreihenfolge mehren sich

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Wegen des liegen gebliebenen Corona-Impfstoffs von Astrazeneca mehren sich Forderungen nach einer Lockerung der Impfreihenfolge, um das Vakzin flexibler verabreichen zu können. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) schlug in der „Bild am Sonntag“ vor, hunderttausende ungenutzte Dosen aus den Depots der Bundesländer zur Impfung für alle freizugeben. Auch der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach fordert, Astrazeneca sofort für alle Menschen unter 65 in den drei Prioritätengruppe zur Verfügung zu stellen.

Söder sagte der „BamS“: „Bevor er liegen bleibt: impfen, wer will. Es darf keine Dose von Astrazeneca übrig bleiben oder weggeschmissen werden.“ Denn jeder Geimpfte schütze sich und andere. Deutschland müsse beim Impfen Tempo machen, verlangte Söder: „Jeder Tag zählt.“ Es könne nicht sein, dass einerseits zu wenig Impfstoff vorhanden sei, aber andererseits Astrazeneca-Vakzin „in hohen Zahlen nicht verimpft wird“. 

Der bayerische Regierungschef strebt daher eine bundesweite Regelung an, für das Astrazeneca-Vakzin die Impfreihenfolge zu lockern. Zudem solle der Impfstoff auch durch Hausärzte verabreicht werden können.

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sprach sich ebenfalls dafür aus, den Zugang zu Impfstoff für alle Bevölkerungsgruppen zu öffnen, solange einige Vakzine auf Vorbehalte stoßen. „Die Priorisierung ist unbedingt wichtig – zumindest solange der Impfstoff noch Mangelware ist. Zugleich können wir es uns nicht leisten, dass Impfstoff herumsteht und nicht verimpft wird, weil Teile der Berechtigten ihn ablehnen. Dann müssen wir dieses strenge Regiment auflockern und Menschen impfen, die nach der Priorisierung noch nicht an der Reihe wären“, sagte Kretschmann der „Welt am Sonntag“.

Der Corona-Impfstoff von Astrazeneca stößt in Deutschland auf Akzeptanzprobleme. Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt das Mittel bisher nur für Menschen unter 65 Jahren, hat aber angekündigt, ihre Empfehlung rasch zu ändern. Auch SPD-Gesundheitsexperte Lauterbach sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe, das Präparat von Astrazeneca solle auch bei über 65-jährigen „sofort eingesetzt werden dürfen“. 

Darüber hinaus forderte der Epidemiologe, der Abstand zwischen erster und zweiter Impfung solle „bei allen Impfstoffen innerhalb der Zulassung soweit gestreckt werden wie möglich“. Mit möglichst vielen Erstimpfungen gelinge es, Menschen vor schwerer Krankheit und Tod zu bewahren. 

Auch Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) unterstützte Forderungen nach einer flexibleren Impfstoffvergabe. „Ich habe viel Sympathie für die Idee, den ungenutzten Impfstoff von Astrazeneca allen Bürgern zur Verfügung zu stellen“, sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montagsausgaben). „Man muss aber auch klären, wie das konkret gehen soll.“

Der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) forderte ebenfalls eine Aufhebung der Priorisierung bei Astrazeneca. „Die Priorisierung ist ein Mittel der Mangelverwaltung“, sagte er der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. „Jetzt sehen wir, dass mehr davon vorhanden ist, als kurzfristig verimpft werden kann.“ Mit der Öffnung ließen sich schnell Fortschritte erzielen. Perspektivisch könnten auch die Hausärzte die Patienten aufklären und Vertrauen in den Impfstoff schaffen.

Kretschmer schloss zugleich eine Impfpflicht für die Zukunft nicht aus. Zwar sei jetzt „der falsche Zeitpunkt für diese Debatte“. In einigen Monaten will er seine Position aber überdenken. „Reden wir mal Ende des Sommers darüber.“ Möglicherweise stelle sich diese Frage dann neu. „Wenn sechzig, siebzig Prozent geimpft sind, dann kann man noch mal über die Impfpflicht reden.“

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