Der frühere sowjetische Staatschef Michail Gorbatschow hat den neuen US-Präsidenten Joe Biden und dessen russischen Kollegen Wladimir Putin zur atomaren Abrüstung aufgerufen. Nach der Verlängerung des atomaren Abrüstungsvertrags New Start Anfang Februar sollten die beiden Staatschefs persönlich über weitere Abrüstungsschritte verhandeln, sagte Gorbatschow in einem am Samstag veröffentlichten Interview mit der russischen Nachrichtenagentur Interfax. Ein persönliches Treffen von Putin und Biden sei „zwingend erforderlich“.
„Die Erfahrung zeigt, dass es notwendig ist, sich zu treffen und zu verhandeln“, sagte Gorbatschow, der am Dienstag 90 Jahre alt wird. Es sei von zentraler Bedeutung, „einen Atomkrieg zu verhindern“, und dies könne kein Land allein. „Wenn der Wunsch nach Abrüstung und Stärkung der Sicherheit vorherrscht, kann so viel erreicht werden“, ermutigte Gorbatschow die Staatschefs der USA und Russlands.
Der New-Start-Vertrag von 2010 ist das letzte atomare Abrüstungsabkommen zwischen den USA und Russland. Beide Länder verpflichten sich darin, die Zahl ihrer Atomsprengköpfe auf jeweils maximal 1550 zu beschränken.
Unter Bidens Vorgänger Donald Trump hatten die USA ihre Abrüstungsvereinbarungen mit Russland insgesamt reduziert. So stiegen sie aus dem INF-Vertrag über die atomare Abrüstung im Mittelstreckenbereich aus. Auch kündigten die USA den Open-Skies-Vertrag über Rüstungskontrolle aus der Luft auf.
Gorbatschow hatte die USA und Russland schon Anfang des Jahres aufgerufen, ihr angespanntes Verhältnis zu verbessern. Biden war am 20. Januar als neuer US-Präsident vereidigt worden.