Frankreich will die Laufzeit seiner ältesten Atomkraftwerke auf bis zu 50 Jahre verlängern – bei den deutschen Grünen stößt dies auf scharfe Kritik. Die Vorsitzende des Umweltausschusses im Bundestag, Sylvia Kotting-Uhl (Grüne), sagte der Nachrichtenagentur AFP, von den französischen „Uralt-Reaktoren“ gehe „ein erhöhtes Risiko für Nachbarländer“ wie Deutschland aus. Denn sie ließen sich nicht auf den neuesten Stand der Technik nachrüsten.
Die französische Atomsicherheitsbehörde ASN will in Kürze ihre Stellungnahme zur Laufzeitverlängerung für die Altmeiler abgeben. Von diesen Reaktoren haben nach Angaben von Greenpeace bereits 13 das Höchstalter von 40 Jahren überschritten, das die mehrheitlich staatliche Betreibergesellschaft Electricité de France (EDF) ursprünglich vorgesehen hatte.
Darunter sind unter anderen die Reaktoren des Atomkraftwerks Bugey östlich von Lyon, die seit Ende der 70er Jahre in Betrieb sind, sowie die in Dampierre südlich von Paris und Tricastin nördlich von Avignon, die seit Anfang der 80er Jahre Strom produzieren. Kotting-Uhl geht sogar von mehr als 30 Reaktoren aus, deren Laufzeit verlängert werden soll.
Die Grünen-Politikerin kritisierte in diesem Zusammenhang die Bundesregierung, die sich nicht an einer inzwischen beendeten Konsultation der französischen Atomsicherheitsbehörde beteiligt habe. Damit habe die deutsche Zivilgesellschaft keine Möglichkeit gehabt, eine Stellungnahme abzugeben, wie es die Espoo-Konvention zu grenzüberschreitenden Umweltverträglichkeitsprüfungen von 1997 vorsieht. Damit hatte sich auch Frankreich verpflichtet, Nachbarstaaten und deren Öffentlichkeit an allen Vorhaben zu beteiligen, „die erhebliche grenzüberschreitende Auswirkungen haben können“.
Die französische Atomsicherheitsbehörde will sich auch zu den Reparaturen äußern, die in den einzelnen Reaktoren für eine Laufzeit von bis zu 50 Jahren nötig sind. „Man kann ein altes Auto, das schrottreif ist, aber nicht einfach weiterfahren“, sagte Kotting-Uhl. „Diese Atomkraftwerke haben so viele schwerwiegende Defizite, man kann sie nicht auf die neuesten Sicherheitsanforderungen nachrüsten.“
So seien die französischen Altreaktoren etwa für Flugzeugabstürze nicht ausgelegt. Sie hätten auch keine besondere Absicherung der Notsysteme gegen Kernschmelzen, „von denen man spätestens seit Fukushima weiß, dass sie notwendig sind“, sagte Kotting-Uhl.