Historisches Tief beim Bierabsatz: Abgesagte Großveranstaltungen und geschlossene Kneipen haben die deutschen Brauereien in der Corona-Krise empfindlich getroffen. Wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte, wurden 2020 insgesamt 8,7 Milliarden Liter Bier abgesetzt – das sind 5,5 Prozent oder 508,2 Millionen Liter weniger als im Jahr zuvor. Der Deutsche Brauer-Bund erklärte, die Lage sei „dramatisch und in der Nachkriegszeit ohne Beispiel“.
Geschlossene Bars und Restaurants, abgesagte Feste und sonstige Großveranstaltungen sorgten laut Statistik besonders in den Monaten April (minus 17,3 Prozent) und Mai (minus 13,0 Prozent) für einen starken Rückgang beim Bierabsatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum. In den Sommermonaten verkauften die Brauereien wieder mehr Bier – die erneut verschärften Corona-Auflagen ab Herbst ließen den Absatz im November dann aber wieder drastisch sinken.
Weniger stark fiel der Rückgang im Gesamtjahr bei Biermischungen aus – also Mischgetränken beispielsweise mit Limonade, Cola oder Fruchtsäften. Hier betrug das Minus gegenüber 2019 lediglich 2,9 Prozent. Insgesamt machten die Biermischungen im vergangenen Jahr rund fünf Prozent des gesamten Bierabsatzes aus, also etwa ein Zwanzigstel.
Dass der Bierabsatz in Deutschland sinkt, ist nicht neu – rückläufig ist er bereits seit Jahrzehnten. Seit 1993, dem Jahr des Inkrafttretens des neugefassten Biersteuergesetzes, hat sich die Menge des abgesetzten Bieres insgesamt um 2,5 Milliarden Liter oder 22,3 Prozent verringert.
Das Ausmaß des Corona-Effekts und die Krise der Branche ist laut Brauer-Bund indes noch „weitaus tiefer als die jüngsten Absatzzahlen auf den ersten Blick vielleicht vermuten lassen“. Die Brauereien hätten laut einer Umfrage des Branchenverbands 2020 ein Umsatzminus von im Mittel 23 Prozent erlitten. „Der mehrmonatige Lockdown der Gastronomie, das Verbot von Veranstaltungen und der Kollaps wichtiger Auslandsmärkte hat die Brauwirtschaft schwer getroffen.“
Ware im Millionenwert mussten die Brauer demnach vernichten. „Je größer das Gastronomie- und Veranstaltungsgeschäft einer Brauerei, desto verheerender die finanziellen Verluste.“ Nur einige Unternehmen, die ihre Biere überwiegend im Handel und nur zu einem geringen Teil in der Gastronomie verkaufen, seien deutlich besser durch die Krise gekommen. Die anderen beklagen demnach oftmals existenzbedrohende Umsatzeinbrüche, in einzelnen Fällen bis zu 70 Prozent.
Der Brauer-Bund forderte „gezielte und entschiedene“ Hilfen von Bund und Ländern für die Brauereien. Die 1500 überwiegend handwerklichen und mittelständischen Brauereien als indirekt Betroffene gingen bei den staatlichen Hilfen für die Gastronomie „bis auf wenige Ausnahmen leer aus“.
Hauptgeschäftsführer Holger Eichele sagte: „Wir sprechen von Betrieben, die sich oft schon seit Generationen im Familienbesitz befinden, die Weltkriege, Wirtschafts- und Währungskrisen überstanden haben – und nun völlig unverschuldet vor dem Aus stehen, weil sämtliche Rücklagen aufgebraucht sind.“ Die Betriebe bräuchten dringend Hilfe und eine Perspektive. Ansonsten drohe vielen Brauereien die Insolvenz.