Jeff Bezos: Vom Garagentüftler zum reichsten Mann der Welt

Jeff Bezos - Bild: Grant Miller
Jeff Bezos - Bild: Grant Miller

Mit seinen 57 Jahren startet Jeff Bezos noch einmal durch: Er gibt nach fast drei Jahrzehnten den Chefposten beim von ihm gegründeten Onlineriesen Amazon ab, um sich stärker anderen Projekten zu widmen – seiner Raumfahrtfirma, seiner Tageszeitung, seinen Wohltätigkeitsorganisationen. Die Entscheidung passt zu Bezos: Der gelernte Ingenieur und Informatiker sucht stets nach neuen Herausforderungen und scheut kein Risiko.

Die Anfänge von Amazon sind mittlerweile Legende: In seiner Garage in Seattle gründete der damals 30-jährige Bezos einen Online-Buchhandel namens amazon.com. Seine gut bezahlte Stelle bei der Investmentfirma D.E. Shaw ließ er dafür zum Erstaunen seines Umfeldes hinter sich; das nötige Startkapital liehen ihm seine Eltern. 

Knapp 27 Jahre später dominiert Amazon nicht nur den weltweiten Onlinehandel und verkauft alles vom Sportschuh bis zur Tomate. Der Konzern bietet auch einen Streamingdienst für Filme, Serien und Musik, bietet Unternehmen mit seiner Cloud-Sparte AWS IT-Dienstleistungen an und arbeitet in den Bereichen Robotik und Künstliche Intelligenz. Chef des Ganzen wird nun im Herbst Andy Jassy, der derzeit AWS führt. Bezos wechselt an die Spitze des Verwaltungsrats – doch ein großer Teil seiner Aufmerksamkeit soll künftig anderen Projekten gelten.

„Auch wenn ich immer noch ins Büro tanze, freue ich mich doch sehr auf diesen Übergang“, schrieb Bezos an die Mitarbeitenden seines Konzerns. Langweilig wird ihm sicher nicht: Unter anderem will er sich mehr um sein Raumfahrtunternehmen Blue Origin kümmern, um die „Washington Post“, die ihm seit 2013 gehört, und um seine Wohltätigkeitsorganisationen. Allein dem Bezos Earth Fund, der sich mit der Bekämpfung des Klimawandels beschäftigt, spendete Bezos im vergangenen Jahr zehn Milliarden Dollar.

Leisten kann er sich das problemlos. Bezos ist der reichste Mensch der Welt – in erster Linie dank seiner Amazon-Aktien. Das Finanzmagazin „Forbes“ schätzte sein Vermögen zuletzt auf knapp 197 Milliarden Dollar.

Seine Experimentierfreude wurde Bezos offenbar in die Wiege gelegt – als Kleinkind soll er versucht haben, sein Bettchen auseinander zu nehmen. Später widmete er sich der Informatik und den Ingenieurswissenschaften und arbeitete nach seinem Abschluss an der Elite-Universität Princeton an der Wall Street.

Bezos‘ Ehe mit MacKenzie Scott endete 2019 nach 25 Jahren; das Paar hat zusammen vier Kinder. Schlagzeilen machte die Scheidung nicht nur wegen der riesigen Summen, um die es dabei ging, sondern auch, weil Bezos einen Erpressungsversuch durch das Magazin „National Inquirer“ öffentlich machte, das sich intime Fotos von ihm und einer Geliebten verschafft hatte. „Wenn ich in meiner Position nicht gegen diese Art von Erpressung aufstehe, wie viele Leute können es dann?“, fragte damals der Konzernchef, der sein Privatleben sorgsam schützt.

So beeindruckend Bezos‘ unternehmerisches Geschick ist, so viel Kritik zog er im Laufe der Zeit auf sich. Ganze Wirtschaftszweige brachte er mit seinen risikofreudigen Investments durcheinander, ohne Rücksicht auf die Konkurrenz. Auch der Vorwurf, seine Angestellten schlecht zu behandeln, haftet Bezos an.

Für seinen weiteren Weg dürfte er sich an einem Rat orientieren, den er in dem Brief zur Ankündigung des Führungswechsels den Konzernangestellten gab: „Erfindet weiter und verzweifelt nicht, wenn die Idee im ersten Moment verrückt wirkt.“

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