SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach spricht sich dafür aus, bei den Corona-Impfungen das Verabreichen der zweiten Dosis hinauszuzögern. „Ab dem 14. Tag nach der ersten Dosis von Biontech/Pfizer und Moderna liegt der Schutz bei rund 92 Prozent“, sagte er dem „Tagesspiegel“ (Freitagsausgabe). „Dass der Schutz in den Wochen danach absinkt, ist extrem unwahrscheinlich. Daher könnte man überlegen, die zweite Dosis erst nach sechs oder zwölf Wochen zu setzen.“
Ein solches Vorgehen könne „viel mehr Menschen der größten Risikogruppen schützen“, sagte der Mediziner. So ließen sich „tausende Leben“ in Deutschland retten. Unter anderem in Großbritannien wird bereits ein größerer Abstand zwischen der ersten und der zweiten Impfung gesetzt, um so schneller viele Menschen zumindest einmal zu impfen.
Lauterbach warb zudem für den Impfstoff des britisch-schwedischen Herstellers Astrazeneca. Die Empfehlung der Ständigen Impfkommission, den Impfstoff nur für unter 65-Jährige einzusetzen, „hat offenkundig dem Impfstoff geschadet, viele sehen ihn unberechtigterweise als Impfstoff zweiter Klasse“, kritisierte er. „Wir sollten die unter 65-Jährigen weiter nur mit Astrazeneca-Impfstoff impfen.“
Lauterbach will demnächst als Impfarzt in einem Impfzentrum in Leverkusen arbeiten, das in seinem Wahlkreis liegt. „Ich werde mich dort, wie alle Mitglieder des Impfzentrums, natürlich mit Astrazeneca impfen lassen“, sagte er dem „Tagesspiegel“. „Wir wollen ein klares Bekenntnis zu Astrazeneca abgeben, das ist ein sicherer und guter Impfstoff.“