Letzte komplette Umpolung von Erdmagnetfeld dauerte laut neuer Studie 1250 Jahre

Erdmagnetfeld
Erdmagnetfeld

Die bislang letzte vollständige Umpolung des Erdmagnetfelds vor rund 42.000 Jahren hat sich nach neuesten Erkenntnissen von Wissenschaftlern über einen Zeitraum von rund 1250 Jahren vollzogen. Das berichtete das Alfred-Wegener-Institut (AWI) am Donnerstag in Bremerhaven unter Berufung auf einen internationale Studie, an der auch einer seiner Spezialisten beteiligt war.

Demnach lieferten die Untersuchungen bislang unbekannte Details zur zeitlichen Abfolge des sogenannten Laschamps-Ereignisses. Sie stützte sich dabei auf die Verknüpfung verschiedener Datensätze, darunter Radiokarbonanalysen eines in einem Sumpf im nördlichen Neuseeland gut konservierten Kauri-Baums aus der damaligen Zeit.

Anhand der Schwankungen der Isotopenmenge in solchen natürlichen Archiven lassen sich Änderungen im Erdmagnetfeld nachvollziehen, weil deren Entstehung in der Atmosphäre von der Stärke kosmischer Strahlung beeinflusst wird. Dabei konnten mit den Ergebnisse der Baumanalyse bereits vorliegende Analysen besser kalibriert werden.

Nach den Erkenntnissen der Wissenschaftler, die ihre Arbeit nun in der Fachzeitschrift „Science“ veröffentlichten, wanderte der magnetische Nordpol während des Laschamps-Ereignisses innerhalb von rund 500 Jahren zunächst allmählich zum Südpol, wobei sich das Magnetfeld der Erde auf etwa null bis sechs Prozent seiner normalen Feldstärke abschwächte. Für weitere 500 Jahre blieben die Pole vertauscht, um danach binnen 250 Jahren zurückzuwandern.

Das Magnetfeld unterliegt wiederkehrenden Schwankungen, die sich gelegentlich bis zur kompletten Umpolung steigern. Die Ursachen und die Folgen sind laut AWI bis heute nicht vollständig geklärt. Simulationen im Rahmen der Studie ergaben unter anderem einen Ozonverlust in der Atmosphäre durch vermehrtes Eindringen von kosmischer Strahlung. Das Erdmagnetfeld dient als natürlicher Schutzschild. Wird es schwächer, gelangt mehr Strahlung zur Erde.

Seit rund 2000 Jahren befindet sich das Erdmagnetfeld wieder in einer Schwächephase. Im Vergleich zu den ersten Messwerten von vor rund 170 Jahren ist nach AWI-Angaben bereits ein Rückgang der Feldstärke um neun Prozent feststellbar, im Südatlantik von 30 Prozent. Unter Forschern ist aber umstritten, ob sich damit für die kommenden tausend bis 2000 Jahre eine neue Polumkehr ankündigt.

Die Folgen eines schwächeren oder zusammenbrechenden Magnetfelds könnten dabei in der heutigen hochtechnisierten Welt potenziell verheerend sein. Sogenannte geomagnetische Stürme, die dadurch die untere Erdatmosphäre erreichen, können elektronische Geräte beschädigen, Stromnetze zusammenbrechen lassen sowie Radio- und Funkübertragungen stören. Auch Satelliten könnten zerstört werden.

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