Nato-Generalsekretär Stoltenberg macht afghanischen Taliban schwere Vorwürfe

Jens Stoltenberg - Bild: Johannes Jansson/norden.org / CC BY 2.5 DK
Jens Stoltenberg - Bild: Johannes Jansson/norden.org / CC BY 2.5 DK

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat vor Beratungen der Nato-Verteidigungsminister am Mittwoch schwere Vorwürfe gegen die radikalislamischen Taliban erhoben. „Die Taliban müssen sich an ihre Versprechen halten: die Gewalt reduzieren und ihre Verbindungen zu Terrorgruppen einstellen“, sagte Stoltenberg der „Welt am Sonntag“. Stattdessen sei ein inakzeptables Niveau an Gewalt seitens der Taliban zu beobachten. Diese richte sich auch gegen Mediziner, Richter und Journalisten.

„Eine politische Lösung ist der einzige Weg, den Krieg zu beenden“, sagte Stoltenberg der Zeitung. Welchen Weg die Nato auch immer einschlagen werde, „wir müssen dafür sorgen, dass Afghanistan niemals wieder eine Basis für Terrorismus ist“. 

Kein Nato-Land wolle länger bleiben als notwendig, sagte Stoltenberg dem Blatt. Man habe jetzt zwei Optionen: „Wir können bleiben und uns weiterhin militärisch engagieren. Oder wir können Afghanistan verlassen und damit riskieren, dass das Land wieder ein sicherer Hafen für Terroristen wird.“ Es gebe „keine einfache Wahl“. 

Mehrere ranghohe Nato-Diplomaten sagten der Zeitung, es gelte als „nahezu sicher“, dass die Nato über den 30. April hinaus in Afghanistan bleibe. Grund dafür seien die stockenden innerafghanischen Friedensgespräche, Defizite bei den rund 350.000 ausgebildeten afghanischen Sicherheitskräften, weitere Kontakte der Taliban zu anderen Terrorgruppen sowie die anhaltende Gewalt der Taliban gegenüber der einheimischen Bevölkerung. Bei dem Treffen am Mittwoch sei aber noch keine Entscheidung zu erwarten. 

Die Taliban drohten der Nato am Samstag, eine „Fortsetzung der Besatzung und des Krieges“ wäre nicht im Interesse der Nato-Staaten und ihrer Bevölkerung. Jeder, der eine Verlängerung anstrebe, werde zu Verantwortung gezogen, teilten die Aufständischen mit. 

Die Bundeswehr ist im Norden von Afghanistan für eines von fünf Nato-Gebieten zuständig. Sie stellt derzeit das zweitgrößte Kontingent nach der US-Armee, die nach einer deutlichen Truppenreduzierung unter Ex-US-Präsident Donald Trump noch 2500 Soldaten im Land hat. Die Taliban hatten auch den USA kürzlich mit einer neuerlichen Eskalation gedroht, sollten deren Streitkräfte nicht wie im Abkommen von Doha vereinbart spätestes im Mai aus Afghanistan abziehen.

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