Neuer Chefermittler für Untersuchung der Explosionskatastrophe von Beirut benannt

Explosion in Beirut - Bild: European Union/Bernard Khalil
Explosion in Beirut - Bild: European Union/Bernard Khalil

Einen Tag nach der Entlassung seines Vorgängers ist im Libanon ein neuer Richter ernannt worden, der die Untersuchung zu der verheerenden Explosion im Hafen von Beirut vor gut einem halben Jahr leiten soll. Als Chefermittler mit der Untersuchung sei der Jurist Tarek Bitar betraut worden, hieß es am Freitag aus Justizkreisen.

Bitars Vorgänger Fadi Sawan war am Donnerstag seiner Aufgabe enthoben worden. Zuvor hatten zwei ehemalige Minister Beschwerde gegen Sawans Benennung eingelegt, dem sie Befangenheit vorwarfen, weil sein Haus durch die Explosion beschädigt worden war.

Sawan hatte im Dezember den kommissarischen Ministerpräsidenten Hassan Diab und drei ehemalige Minister der Fahrlässigkeit im Zusammenhang mit der Explosion im vergangenen August beschuldigt. Zwei der Minister waren anschließend als Beschwerdeführer gegen Sawan aufgetreten. Menschenrechtsorganisationen hatten die Entlassung des Chefermittlers scharf verurteilt und als Beleg dafür bezeichnet, dass die politische Elite im Libanon sich über geltendes Recht erhebe.   

Der Aktivist und Anwalt Nisar Saghieh begrüßte Bitars Ernennung. Der Jurist habe einen guten Ruf und gelte als kompetent. Allerdings sei es nach Sawans Entlassung fraglich, ob Bitar seiner Arbeit „ohne Einmischung und frei von Druck“ würde nachgehen können. 

Beirut war Anfang August 2020 von einer gewaltigen Explosion erschüttert worden, bei der mehr als 200 Menschen getötet, mindestens 6500 weitere verletzt und weite Teile der Stadt verwüstet worden waren. Explodiert waren rund 2750 Tonnen ungesichertes Ammoniumnitrat, das jahrelang im Hafen lagerte. Im Zusammenhang mit der Explosionskatastrophe wurden im Libanon 25 Menschen verhaftet, darunter kein einziger Politiker.

Diab hatte nach der Explosion seinen Rücktritt eingereicht. Bisher konnten sich die politischen Lager in dem Land jedoch nicht auf eine neue Regierung einigen. Der Libanon befindet sich derzeit in einer schweren Wirtschaftskrise.

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