Nigerianerin Dr. Ngozi auf dem Weg zur WTO-Chefin

Ngozi Okonjo-Iweala - Bild: World Economic Forum from Cologny, Switzerland. swiss-image.ch/Photo by Remy Steinegger., CC BY-SA 2.0, via Wikimedia Commons
Ngozi Okonjo-Iweala - Bild: World Economic Forum from Cologny, Switzerland. swiss-image.ch/Photo by Remy Steinegger., CC BY-SA 2.0, via Wikimedia Commons

Erstmals soll eine Frau, erstmals eine Afrikanerin an die Spitze der Welthandelsorganisation (WTO) treten. Die US-Regierung unter Präsident Joe Biden sicherte der Kandidatur der Nigerianerin Ngozi Okonjo-Iweala am Wochenende ihre „volle Unterstützung“ zu; und die einzige verbliebene Kontrahentin der Nigerianerin, die südkoreanische Handelsministerin Yoo Myung Hee, zog die Kandidatur nach Gesprächen mit der US-Regierung  zurück. Die Führungsfrage in der WTO war monatelang durch den inzwischen abgewählten US-Präsidenten Donald Trump blockiert worden.

In einer ersten Reaktion im Kurnachrichtendienst Twitter dankte Okonjo-Iweala für „die heute von den USA gezeigte Unterstützung“. Dr. Ngozi, wie sie sich selber nennt, hatte zuvor erklärt, die WTO solle sich auf den Kampf zur Eindämmung der Corona-Pandemie und die Erholung der Weltwirtschaft konzentrieren. 

Die neue US-Regierung begründete ihre Unterstützung für die Nigerianerin mit den „reichen Kenntnissen“, die sie in 25 Jahren bei der Weltbank und als nigerianische Finanzministerin erworben habe. Okonjo-Iweala hatte das Amt sogar schon zweimal inne. In ihrer Heimat Nigeria wird die Mutter von vier Kindern nicht nur gemocht, sondern „geliebt“, wie Idayat Hassan vom Zentrum für Demokratie und Entwicklung in der Hauptstadt Abuja sagt. Sie sei ein Symbol dafür, was Frauen erreichen könnten, so die Politikwissenschaftlerin. 

Okonjo-Iweala beschreibt sich selbst gern als eine Kämpferin gegen die grassierende Korruption in Nigeria – Kritiker werfen ihr allerdings vor, sie hätte viel mehr dagegen tun müssen. Die Autorin des Buches „Diebe des Staates“, Sarah Chayes, etwa sagt, ihre Reformen als Ministerin seien nur oberflächlich gewesen. Auch unter Okonjo-Iweala seien Milliarden aus den Öleinnahmen des Staates in dunklen Kanälen versickert. 

Chayes argwöhnt gar, bei der Auswahl Okonjo-Iwealas gehe es vorwiegend darum „gute Nachrichten“ zu verbreiten. In Zeiten, da Diversität wichtig sei, „kann es nicht schaden, schwarz und eine Frau zu sein“.

Unter Trump hatte sich die US-Regierung vehement gegen die Nigerianerin gesperrt und der Südkoreanerin den Vorzug gegeben. Trump drohte sogar mit einem Austritt aus der WTO. Ein europäischer Diplomat zeigte sich erfreut über die jüngste Wendung. Dr. Nngozi habe nun den „Prozess der Auswahl gewonnen“, sagte er. Dies sei eine „gute Nachricht für den Multilateralismus“.

Es wird viel zu tun geben für die Nigerianerin, wenn sie an die Spitze der WTO tritt. Die beiden größten Wirtschaftsnationen, China und die USA, liefern sich einen Handelskrieg, die Zweifel am Multilateralismus haben in vielen Ländern um sich gegriffen. Doch Okonjo-Iweala zeigt sich selbstbewusst. Für den neuen Chefposten werde sie nicht so sehr „technische Fähigkeiten“ benötigen, sondern „Mut und Courage“, sagte sie.

Im Oktober nannte Dr. Ngozi zwei Prioritäten, wenn es darum gehe, den Nutzen der WTO unter Beweis zu stellen. Sie will der nächsten WTO-Ministerkonferenz ein Abkommen über Subventionen bei der Fischerei vorlegen. Außerdem will sie das WTO-Gericht, das für Streit- und Schlichtungsfälle zuständig ist, wiederbeleben. Die 66-Jährige war in Nigeria nicht nur Finanz- sondern auch Außenministerin. Sie hat Abschlüsse des Massachusetts Institute of Technology und von der Universität Harvard.

Die Biden-Regierung hat erklärt, sie wolle mit der neuen Chefin der WTO im Sinne einer grundsätzlichen Reform der Organisation zusammenarbeiten. Für den 1. und 2. März bereits ist eine Sitzung des Generalrats der WTO vorgesehen. 

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