Razzia gegen kriminelles Neonazinetzwerk in drei Bundesländern

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Mit einer Razzia sind Thüringer Ermittler gegen ein mutmaßliches kriminelles Netzwerk von Neonazis vorgegangen. Polizeibeamte durchsuchten am Freitag 27 Wohnungen und Geschäftsräume mit Schwerpunkt in Thüringen sowie in Sachsen-Anhalt und Hessen, wie das Landeskriminalamt Thüringen (LKA) in Erfurt mitteilte. Das Verfahren wegen Verdachts des Drogenhandels und der Geldwäsche richtet sich gegen mindestens zehn Beschuldigte, die den Angaben zufolge mehrheitlich der rechten Szene angehören.

Acht Beschuldigte zwischen 24 und 55 Jahren wurden festgenommen, gegen zwei von ihnen erging ein Haftbefehl. Ein weiterer Verdächtiger, bei dem Drogen gefunden wurden, wurde laut LKA vorläufig festgenommen. Die Beamten hätten fast ein Kilo Betäubungsmittel sichergestellt, teilte das Landeskriminalamt weiter mit. Zudem seien eine Bargeldsumme von rund 120.000 Euro sowie sechs Waffen und zwei deaktivierte Granaten sichergestellt worden.

Im Rahmen der Vermögensabschöpfung hätten die Beamten zudem Wertgegenstände wie etwa elektronische Geräte, Mobiltelefone und Fernsehgeräte, ein Quad und Schmuck eingezogen.

Die ermittelnde Staatsanwaltschaft Gera wirft den Beschuldigten bandenmäßigen Handel mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge sowie Geldwäsche vor. An den Razzien im Raum Gotha, in Bad Langensalza, Saalfeld-Rudolstadt sowie im Lahn-Dill-Kreis in Hessen und im Burgenlandkreis in Sachsen-Anhalt waren fast 600 Einsatzkräfte aus Thüringen, Spezialkräfte aus Sachsen-Anhalt sowie Spezialisten des Bundeskriminalamts und des hessischen LKA beteiligt. 

Ein Schwerpunkt der Durchsuchungen war eine Neonaziimmobilie im Kreis Gotha. In dem sogenannten gelben Haus in Ballstädt wurden laut LKA unter anderem Langwaffen, eine größere Menge Bargeld und rechte Devotionalien gefunden. Bei einem Überfall von Rechtsextremen auf eine Feier des ortsansässigen Kirmesvereins in Ballstädt waren vor sieben Jahren zehn Menschen zum Teil schwer verletzt worden.

Daraufhin legten die verurteilten Täter Revision beim Bundesgerichtshof ein. Nach drei Jahren gaben die Karlsruher Richter dieser nun statt. Damit muss der Fall noch einmal komplett neu verhandelt werden.

Nach Informationen des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) richteten sich die Durchsuchungen gegen mutmaßliche Mitglieder der sogenannten Neonazibruderschaften Turonen und Garde 20. Sie sollen seit Jahren einen großangelegten Drogenhandel in Thüringen betrieben haben. Zudem stehen sie im Verdacht, die Gewinne aus diesen Drogengeschäften gewaschen zu haben. Bei der Geldwäsche soll auch ein Szeneanwalt eine Rolle spielen, dessen Kanzlei in Hessen laut MDR ebenfalls durchsucht wurde.

Wie der MDR weiter berichtete, sollen die Neonazis unter anderem in Gotha ein Bordell betrieben haben. Zudem bestehe der Verdacht des Waffenhandels mit Quellen im europäischen Ausland.

Der Auslöser für das Verfahren gegen das Neonazinetzwerk war laut MDR eine geheime Abhöroperation des Thüringer Verfassungsschutzes. Der Nachrichtendienst soll vor mehr als zwei Jahren einige der führenden Köpfe der Turonen und der Garde 20 überwacht haben. Dabei soll es vor allem um Informationen über mutmaßliche Waffengeschäfte gegangen sein, die Verfassungsschützer stießen allerdings auch auf mutmaßlichen Drogenhandel in großem Stil. 

Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD) sprach im Kurzbotschaftendienst Twitter von einem „weiteren Schlag gegen rechtsextremistische Strukturen“ im Freistaat. Dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) sagte Maier, der Aktion sei eine jahrelange Vorbereitung vorausgegangen.

Im Zuge der Ermittlungen sei dann festgestellt worden, „dass es weitere Ermittlungsansätze über den Rechtsextremismus hinaus in die Organisierte Kriminalität hinein gibt“. Das Zusammentreffen zwischen rechtsextremistische Einstellungen und Gewaltbereitschaft „hat diese Gruppe so gefährlich gemacht“, betonte der Minister.

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