Sandalenhersteller Birkenstock ist verkauft

Sandalen von Birkenstock - Bild: fsyfe via Twenty20
Sandalen von Birkenstock - Bild: fsyfe via Twenty20

Der Sandalenhersteller Birkenstock ist verkauft. Das vor knapp 250 Jahren gegründete Familienunternehmen aus dem rheinland-pfälzischen Linz am Rhein geht mehrheitlich an die US-französische Beteiligungsgesellschaft L Catterton und die Familienholding Financière Agache des französischen Milliardärs Bernard Arnault, wie Birkenstock am Freitag mitteilte. Mit dem Schritt soll demnach das globale Wachstum der Marke beschleunigt werden – unter anderem „in Zukunftsmärkten“ wie China und Indien.

„Für die nächsten 250 Jahre brauchen wir Partner mit der gleichen strategischen und langfristigen Vision wie die der Familie Birkenstock“, erklärten die beiden Erben des Familienunternehmens, Christian und Alex Birkenstock, die auch künftig am Unternehmen beteiligt bleiben. In L Catterton and Financière Agache seien diese Partner gefunden worden. Sie hätten sowohl „tiefes Verständnis für die Details eines Produktionsunternehmens“, bei dem sich alles um Qualität drehe, als auch den Respekt für Marken mit einem langen Erbe.

Die Agache-Holding der Arnault-Familie ist ein absolutes Schwergewicht in der Luxusbranche und kontrolliert unter anderem den hier weltweit führenden Konzern LVMH Moët Hennessy Louis Vuitton. L Catterton ist nach Unternehmensangaben mit einem investierten Kapital von rund 23 Milliarden US-Dollar die größte globale Beteiligungsgesellschaft mit Fokus auf Konsumgüter.

Über die Details der Übernahme der Mehrheit an Birkenstock wurde nach Unternehmensangaben Stillschweigen vereinbart. Medienberichten und Analysteneinschätzungen zufolge dürfte die Unternehmensbewertung bei etwas mehr als vier Milliarden Euro liegen, wie unter anderem das „Handelsblatt“ schrieb. 

Birkenstock war im Jahr 1774 gegründet worden und war seitdem dauerhaft und vollständig in Familienbesitz. Die Firma, deren Sandalen in den vergangenen Jahrzehnten zunächst hauptsächlich im Gesundheitssektor getragen worden waren, dann von der Hippie-Bewegung für sich entdeckt wurden und inzwischen zum Lifestyle-Produkt avanciert sind, produziert nahezu ausschließlich in Deutschland. 2019 machte das Unternehmen laut „Handelsblatt“ rund 720 Millionen Euro Umsatz bei einem Nettogewinn von 130 Millionen Euro.

Bernard Arnault erklärte, Birkenstock habe sich „zu einer der wenigen ikonischen Marken in der Schuhindustrie entwickelt“. Gemeinsam solle das Unternehmen nun dabei unterstützt werden, sein großes Wachstumspotenzial „voll auszuschöpfen“.

„Wir bekommen durch die neuen Miteigentümer exzellente Marktzugänge und Kontakte in Asien und können unseren Wachstumskurs beschleunigt fortsetzen“, sagte Birkenstock-Geschäftsführer Oliver Reichert dem „Handelsblatt“. Alle Arbeitsplätze blieben erhalten. „Wir sind in Deutschland fest verankert und daran wird sich auch nichts ändern.“

Der Schritt erfolgt nach Angaben von Birkenstock zu einem Zeitpunkt, an dem es dem Traditionsunternehmen wirtschaftlich so gut gehe wie nie zuvor in seiner Geschichte. Während viele Unternehmen der Branche im Kontext der Corona-Pandemie unter Druck geraten seien, habe Birkenstock zuletzt ein weiteres Rekordjahr verbucht und erst vor kurzem eine umfassende Investitionsoffensive auf den Weg gebracht, die einen Ausbau der Kapazitäten am weltweit größten Fertigungsstandort in Görlitz sowie die Stärkung der übrigen Produktionsstandorte in Deutschland umfasse. 

Mit rund 4300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern weltweit – 95 Prozent davon in Deutschland – gehört Birkenstock nach eigenen Angaben zu den größten Arbeitgebern der deutschen Schuhindustrie. 

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