Sputnik V wurde von Probanden in Phase-III-Studien gut vertragen

Impfdose
Impfdose

Der russische Corona-Impfstoff Sputnik V ist laut einer Studie zu mehr als 90 Prozent wirksam. Nach der am Dienstag von der renommierten britischen Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlichten Untersuchung schützte das Vakzin in der dritten und letzten Phase der klinischen Studien 91,6 Prozent der Probanden vor einer symptomatischen Covid-19-Erkrankung. Nach Angaben der Autoren wurde der Impfstoff von den Studienteilnehmern zudem gut vertragen.

Russland hatte bereits im Dezember damit begonnen, Risikogruppen mit Sputnik V zu impfen und im Januar seine großangelegte Impfkampagne gestartet. Zugelassen worden war das vom russischen Gamaleja-Forschungszentrum entwickelte und nach einem sowjetischen Satelliten benannte Vakzin in Russland schon im August  – noch vor dem Abschluss der Phase-III-Studien. 

Dieses Vorgehen war international auf scharfe Kritik und Vorbehalte gestoßen. Russische Angaben, wonach Sputnik V eine Wirksamkeit von mehr als 90 Prozent hat, konnten von unabhängiger Seite zunächst nicht überprüft wurden.

Die von unabhängigen Experten überprüften Studienergebnisse in „The Lancet“ bestätigen nun die russischen Angaben. Die Auswertung der Daten von 20.000 Probanden über 18 Jahren aus den Phase-III-Studien ergab demnach tatsächlich eine Wirksamkeit von mehr als 90 Prozent nach zwei Impfdosen. Damit weist Sputnik V eine ähnliche Wirksamkeit auf wie die Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna, die ebenfalls zu über 90 Prozent wirksam sind.

Die Entwicklung von Sputnik V sei wegen unangemessener Eile und Intransparenz kritisiert worden, schrieben die Experten Ian Jones von der Universität Reading und Polly Roy von der London School of Hygiene and Tropical Medicine in einem Kommentar zu der Studie in „The Lancet“. Die nun vorgelegten Ergebnisse seien aber „klar“ und „das wissenschaftliche Prinzip der Impfung wurde nachgewiesen“. Damit stehe nun ein weiterer Impfstoff für den Kampf gegen Covid-19 zur Verfügung.

Nach Angaben des russischen Staatsfonds RDIF, der die Entwicklung des Vakzins finanziert hatte, wird Sputnik V inzwischen in mehreren Ländern auf der ganzen Welt verimpft, unter anderem in Belarus, Venezuela, Bolivien und Argentinien. Im Januar beantragten die russischen Behörden auch eine Zulassung des Impfstoffs in der EU.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte sich am Wochenende grundsätzlich offen dafür gezeigt, Corona-Impfstoffe aus Russland oder China auch in Deutschland einzusetzen. „Wenn ein Impfstoff sicher und wirksam ist, egal in welchem Land er hergestellt wurde, dann kann er bei der Bewältigung der Pandemie natürlich helfen“, sagte Spahn der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Entscheidend sei eine reguläre Zulassung nach europäischem Recht. 

In der Phase-III-Studie für Sputnik V wurden 14.964 Probanden im Abstand von 21 Tagen zwei Mal mit dem Impfstoff geimpft. 4902 Probanden erhielten einen Placebo. Alle Studienteilnehmer wurden zu Beginn der Studie und vor der zweiten Impfdosis auf das Coronavirus getestet – und wenn sie später selbst Krankheitssymptome meldeten. 

Die Autoren weisen daher darauf hin, dass die Wirksamkeit gegen asymptomatische Infektionen noch weiter überprüft werden muss. Diese Studien, an denen insgesamt 40.000 Menschen teilnehmen sollen, dauern demnach noch an.

Sputnik V ist ein sogenannter Vektorimpfstoff. Dabei wird ein für den Menschen ungefährliches Virus so verändert, dass es eine Infektion mit dem Coronavirus verhindert. Er hat den großen Vorteil, dass er bei Kühlschranktemperaturen gelagert werden kann.

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