In Frankreich ist ein veritabler Grabenkrieg über fleischloses Schulessen im Gange. Innenminister Gérald Darmanin bezeichnete es am Wochenende als „inakzeptable Beleidigung“ für die französischen Landwirte und Metzger, dass in der Großstadt Lyon nur noch fleischloses Schulessen ausgegeben wird. Der grüne Bürgermeister Gregory Doucet verteidigte die Entscheidung. Es sei in der Phase der Anti-Corona-Schutzmaßnahmen leichter, ein einzelnes Schulessen ohne Fleisch anzubieten, sagte Doucet.
Landwirtschaftsminister Julien Denormandie schaltete sich via Twitter ebenfalls in die Debatte ein. Die „Ideologie“ solle „auf den Tellern der Kinder“ keine Rolle spielen, forderte Denormandie. Kinder sollten „erhalten, was sie für ein gutes Wachstum benötigen – dazu gehört auch Fleisch“. Lyon ist für seine exquisiten Fleischgerichte berühmt.
Denormandie wies den zuständigen Präfekten an, eine Rücknahme der Entscheidung Doucets zu erwirken. Darmanin erklärte, die „moralisierende und elitistische Politik der Grünen“ schließe die breiteren Schichten der Bevölkerung aus. „Viele Kinder bekommen nur in der Schulkantine Fleisch“, fügte Innenminister Darmanin hinzu.
Doucet rechtfertigte seine Entscheidung, die er „ausschließlich“ wegen der Corona-Pandemie getroffen habe. Zudem wies er darauf hin, dass sein Amtsvorgänger Gérard Collomb in der ersten Phase der Pandemie genau dieselben Maßnahmen ergriffen habe. Schließlich macht er geltend, dass das Schulessen, zu dem auch Fisch und Eierspeisen zählten, „für alle Schulkinder ausgewogen“ sei.