Im Frühjahrslockdown des vergangenen Jahres haben deutsche Kinderkliniken und Kinderschutzambulanzen einer Studie zufolge weniger Kindeswohlgefährdungen gemeldet. In den Monaten März und April 2020 habe es einen Rückgang um 15 bis 20 Prozent gegenüber dem entsprechenden Vergleichszeitraum des Vorjahrs 2019 gegeben, wie das Forschungsnetzwerk Medizinischer Kinderschutz am Mittwoch in Hamburg berichtete.
Die Experten des am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) angesiedelten Netzwerks vermuten, dass dies mit einer Verlagerung von Taten ins Dunkelfeld einherging. „Grund für die anzunehmende Vergrößerung des Dunkelfelds könnte unter anderem die durch den pandemiebedingten Lockdown fehlende soziale Kontrolle sein, die sonst zum Beispiel in Schulen oder Kitas stattfindet“, erklärte Silke Pawils vom UKE. Auch Jugendämter seien betroffen gewesen.
Die Studie basiert auf den Meldungen von 159 Kinderschutzgruppen und -ambulanzen aus ganz Deutschland. Ambulanzen verzeichneten einen Rückgang der Fallzahlen um 15 Prozent, Kinderkliniken sogar um 20 Prozent. Ansonsten gab es keine wesentliche Unterschiede zu den Daten aus den Monaten März und April 2019. Weitere Studien zum Thema Kindesmisshandlung werden demnach derzeit erarbeitet.