Die finanziellen Belastungen durch die Pflege treffen einer neuen Studie zufolge vor allem Menschen, die sich zu Hause um eigene Angehörige kümmern. Zu diesem Schluss kommt das Deutsche Institut für Altersvorsorge (DIA) nach einer am Dienstag vorgelegten ersten Auswertung einer Befragung aus dem vergangenen Jahr. Es berichten demnach weniger die Älteren über erhebliche finanzielle Einbußen, sondern vor allem die Altersgruppen bis 40 Jahre.
Laut DIA wurden sowohl Pflegende als auch Pflegebedürftige nach ihren finanziellen Belastungen befragt. Dabei bezeichneten jeweils knapp 60 Prozent der 18- bis 39-Jährigen die finanziellen Abstriche, die sie wegen der Pflege hinnehmen müssen, als groß. Mit zunehmendem Alter sinkt demnach der Anteil jener, die von großen Einbußen sprachen.
Das zeige, dass „die altersbedingt Pflegebedürftigen“ ihre Lage „weniger als finanzielle Verlustsituation“ empfänden, erklärte DIA-Sprecher Klaus Morgenstern. „Zwar werden sie in vielen Fällen ihre Alterseinkünfte und Teile des Ersparten für die Finanzierung der Pflegekosten aufwenden müssen, das wird allerdings nur von knapp einem Fünftel der 60-Jährigen und Älteren als große finanzielle Einbuße betrachtet.“
Ganz anders verhalte es sich dagegen bei Angehörigen, die ihre Erwerbstätigkeit wegen der übernommenen Pflege ganz oder zumindest zum Teil aufgeben mussten. „Es findet anders als bei der stationären Pflege also zusätzlich eine indirekte Finanzierung durch Angehörige statt – diese verzichten freiwillig auf Einkommen“, erklärte Morgenstern. Für die Untersuchung wurden laut DIA im vergangenen Jahr 3003 Menschen deutschlandweit befragt. Die komplette Studie soll Mitte des Jahres veröffentlicht werden.
Linkspartei und Grüne forderten mehr Unterstützung. „Pflege in der Familie, im Freundeskreis oder in der Nachbarschaft muss besser unterstützt werden, denn pflegende An- und Zugehörige bringen viel in die Versorgung ein“, erklärten die Grünen-Abgeordneten Charlotte Schneidewind-Hartnagel und Kordula Schulz-Asche. Die Leistungen dieser Menschen seien „gesellschaftsrelevant“.
Die pflegepolitische Sprecherin der Linksfraktion, Pia Zimmermann, sprach von „erheblichen Lücken“ in der Pflege Älterer. Diese könnten durch eine stärkere Belastung der privat Pflegeversicherten leicht geschlossen werden. „Das lehnt die Bundesregierung aber ab, um die Spitzenverdiener zu schonen“, erklärte Zimmermann. Die Lücken in der Versorgung schlössen stattdessen die pflegenden Angehörigen – „zum Preis von Selbstausbeutung und oft mit Armut“. Das sei „schlicht eine Schande“.