Der Anwalt von Myanmars abgesetzter De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi sieht das Land im Kampf um die Demokratie an einem entscheidenden Punkt. „Myanmar befindet sich an einem historischen Scheideweg. Wenn wir verlieren, werden wir für 40 bis 50 Jahre Sklaven der Militärjunta sein“, sagte der 73-jährige Khin Maung Zaw in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP. „Wir müssen diesen Kampf gewinnen.“
Er verteidige nicht die Privatperson Suu Kyi, „sondern ich vertrete eine demokratisch gewählte Person, die vom Militär attackiert wird“, betonte der Anwalt in dem per Telefon geführten Gespräch. Es gehe um die „Verteidigung der Demokratie“.
Der Prozess gegen die Friedensnobelpreisträgerin, der unter anderem Verstöße gegen Corona-Auflagen und der illegale Import von Funkgeräten vorgeworfen werden, beginnt am 1. März. Khin Maung Zaw wurde der Zugang zu seiner Mandantin bislang verwehrt. „Falls ich vor der Anhörung keine Erlaubnis für ein Treffen mit ihr erhalte, werde ich die ganze Welt wissen lassen, dass dieser Prozess nicht fair ist“, sagte er.
Aus Sicherheitsgründen übernachtet der Anwalt derzeit bei Freunden. Ihm seien indirekte Drohungen übermittelt worden, sagte er. Angst habe er aber nicht, betonte Khin Maung Zaw. Der Anwalt verbrachte insgesamt neun Jahre hinter Gittern. Zum ersten Mal wurde er im Alter von 17 Jahren nach Protesten gegen die damaligen Staatsführung festgenommen.
Khin Maung Zaw bewundert die Dynamik der Protestbewegung in Myanmar, zugleich befürchtet er nach dem Tod von vier Demonstranten weitere Gewalt der Sicherheitskräfte. „Der Funke hat ein Feuer entfacht und die Flammen breiten sich aus“, sagte er. „In der Vergangenheit war die Armee, wenn sie verzweifelt war, zu allem fähig.“