Die Einschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie haben den Tourismus in Deutschland schwer getroffen. Im Jahr 2020 verzeichneten Hotels, Pensionen und andere touristische Unterkünfte 302,3 Millionen Übernachtungen von Gästen aus dem In- und Ausland. Gegenüber dem Jahr 2019 ist das ein massiver Einbruch um 39,0 Prozent.
Bei Gästen aus dem Inland registrierten die Beherbungsbetriebe den vorläufigen Angaben der Statistiker zufolge einen Rückgang um rund ein Drittel (minus 33,4 Prozent) bei den Übernachtungen auf 270,3 Millionen. Die Zahl der Übernachtungen von Gästen aus dem Ausland war mit 32,0 Millionen sogar knapp zwei Drittel (minus 64,4 Prozent) geringer als im Vorjahr.
Diese Ergebnisse zeigen nach Angaben der Statistiker „deutlich die Folgen der Corona-Krise mit wiederholten Beherbergungsverboten oder -einschränkungen“. So sei die Aufnahme von Privatgästen nur bis Mitte März und von Mitte Mai bis Mitte Oktober überhaupt möglich gewesen. In den für die Branche besonders wichtigen Sommermonaten beeinflussten demnach zudem regionale Beherbergungsverbote für Reisende aus inländischen Risikogebieten das touristische Geschehen.
„Im enormen Rückgang bei den Übernachtungen ausländischer Gäste zeigen sich darüber hinaus die Einschränkungen des weltweiten Reiseverkehrs, beispielsweise das von Mitte März bis Ende Juni 2020 geltende generelle Einreiseverbot für Nicht-EU-Bürgerinnen und -Bürger“, erklärte das Bundesamt.
Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) mahnte angesichts des Einbruchs bei den Gästeübernachtungen, die wachsende Notlage der Beschäftigten im Gastgewerbe nicht aus dem Blick zu verlieren. Einen niedrigeren Wert bei den Übernachtungen habe es zuletzt im Jahr 1992 gegeben.
„Hotels und Pensionen, aber auch Restaurants und Kneipen durchleben eine Krise historischen Ausmaßes“, erklärte der NGG-Vorsitzender Guido Zeitler. „Sie ist längst nicht ausgestanden und trifft neben den Unternehmen auch die bundesweit rund 1,5 Millionen Beschäftigten mit voller Wucht.“
Angesichts niedriger Löhne in der Branche und monatelanger Kurzarbeit befänden sich Hotelangestellte, Köchinnen und Kellner in einer prekären Lage. „Selbst 80 Prozent des Nettolohns ab dem siebten Monat Kurzarbeit sind bei jemandem, der nur knapp über dem Mindestlohn verdient, zu wenig, um Rechnungen oder die Miete zu bezahlen“, erklärte Zeitler. Ohne zusätzliche Hilfen der Politik drohten „enorme soziale Verwerfungen im unteren Einkommenssektor“.
Mit Blick auf die Bund-Länder-Beratungen zum weiteren Vorgehen in der Corona-Krise am Mittwoch forderte der NGG-Vorsitzende die Bundesregierung und die Länderchefs dazu auf, auch über die Einführung eines Mindest-Kurzarbeitergeldes zu sprechen. Gemeinsam mit der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi fordert die NGG ein branchenunabhängiges Mindest-Kurzarbeitergeld von 1200 Euro pro Monat.
Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) drängte unterdessen auf die schnelle Auszahlung von Hilfen für die Branche und einen Fahrplan zur Wiederöffnung von Hotels und Restaurants. Die Auswirkungen der Pandemie seien für den Deutschlandtourismus und damit für das Gastgewerbe „verheerend“.
„Nach dem desaströsen Corona-Jahr mit vier Monaten Lockdown sind die Konten unserer Betriebe leer“, beklagte Verbandspräsident Guido Zöllick. „Wegen der verzögerten Hilfszahlungen und der fehlenden Öffnungsperspektiven nehmen Verzweiflung und Existenzängste in der Branche dramatisch zu.“
Von der Bund-Länder-Konferenz erwarte der Verband eine konkrete Perspektive für die Öffnung von Hotels und Restaurants. „Wir fordern einen abgestimmten Fahrplan mit klaren Kriterien, wann und unter welchen Voraussetzungen unsere Betriebe wieder öffnen dürfen“, erklärte Zöllick. Bürger wie Unternehmer bräuchten dringend eine an nachvollziehbaren Kriterien ausgerichtete Öffnungsstrategie, wenn dies die Infektionslage zuließe.