In Tschechien wird die Bewegungsfreiheit der Bevölkerung ab Montag wegen eines starken Anstiegs der Corona-Neuinfektionen stark eingeschränkt. Die Regierung in Prag teilte am Freitag mit, ab kommender Woche dürfe der eigene Wohnbezirk nur noch verlassen werden, um zur Arbeit, zum Arzt oder zu einem pflegebedürftigen Angehörigen zu fahren. Dafür werde ein Nachweis benötigt.
In Wohngebieten gelte in der Öffentlichkeit Maskenpflicht, ebenso an Arbeitsplätzen. Sämtliche Schulen und nicht lebenswichtigen Geschäfte würden geschlossen. Sport und Spaziergänge seien nur im eigenen Wohnort erlaubt.
Laut Innenminister Jan Hamacek gelten die Maßnahmen zunächst für drei Wochen. „Das einzige Ziel ist, die Kurve der Neuinfektionen und der Intensivpatienten umzukehren, bevor es zu spät ist“, sagte der Innenminister vor Journalisten. Die Regierung verhängte einen neuen einmonatigen Notstand, der am Sonntag in Kraft tritt. Bereits seit vergangenem Jahr gilt eine nächtliche Ausgangssperre, Restaurants sind geschlossen.
Tschechien ist weltweit das Land mit den meisten Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner im Zeitraum von 14 Tagen, bei der Zahl der Toten liegt es laut einer Zählung der Nachrichtenagentur AFP hinter der Slowakei auf Platz zwei.
Ministerpräsident Andrej Babis hat Fehler seines Kabinetts im Kampf gegen die Corona-Pandemie eingeräumt, auch in der Kommunikation. Er bat die Bevölkerung um „eine neue Chance“. „In den nächsten drei Wochen müssen sich die Leute verhalten wie sie es im März 2020 getan haben“, sagte er. Von der ersten Corona-Welle war Tschechien weitgehend verschont geblieben.
Seit Beginn der Pandemie hat das 10,7 Millionen Einwohner zählende Land 1,2 Millionen Infektionsfälle und 20.000 Todesfälle gezählt. Zuletzt bewegte sich die tägliche Infektionsrate bei 15.000. Gesundheitsminister Jan Blatny erklärte, er rechne bald mit einem Anstieg auf rund 20.000. Die Impfungen gegen das Coronavirus laufen langsamer an als erwartet.
Am Dienstag hatte das Gesundheitsministerium erklärt, wegen der hohen Corona-Fallzahlen habe Tschechien seine Kapazitätsgrenze bei den Plätzen auf den Intensivstationen erreicht.