Die Kurzarbeit hat in der Corona-Pandemie einen „historisch beispiellosen Umfang“ erreicht, das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung rechnet daher mit sich verschärfenden sozialen Problemen. Mehr als die Hälfte (53 Prozent) der Kurzarbeiter haben Existenzängste, wie eine am Freitag veröffentlichte Umfrage ergab. Viele von ihnen (44 Prozent) fürchten demnach, doch noch arbeitslos zu werden.
Das WSI wertete eine Umfrage des Instituts Kantar unter 6100 Erwerbstätigen und Arbeitssuchenden vom November aus – dieselben Menschen hatten schon im April und Juni Auskunft gegeben. Die Hälfte der Kurzarbeiter (48 Prozent) bewertet demnach ihre finanzielle Situation als stark belastend. Das Kurzarbeitergeld beträgt 60 Prozent des Nettolohns, es steigt nach den aktuellen gesetzlichen Regelungen nach vier beziehungsweise sieben Monaten. 42 Prozent der Kurzarbeiter bekommen zudem eine Aufstockung vom Arbeitgeber.
Eine große Rolle spielen dabei tarifliche und betriebliche Vereinbarungen, wie das WSI erklärte: „Gute Chancen auf relativ geringe Einkommensverluste haben Kurzarbeiterinnen und Kurzarbeiter in Betrieben mit Betriebsrat oder Tarifbindung.“ Von Kurzarbeitenden in Betrieben mit Tarifvertrag bekamen demnach knapp 53 Prozent eine Aufstockung, in Firmen ohne Tarifvertrag waren es knapp 29 Prozent. In Betrieben mit Betriebsrat erhielten gut 66 Prozent eine Aufstockung, in solchen ohne betriebliche Mitbestimmung knapp 26 Prozent.
Bei der Befragung im November gaben rund acht Prozent der Befragten an, in Kurzarbeit zu sein. Hochgerechnet auf die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Deutschland wären das laut WSI etwa zweieinhalb Millionen Menschen. Das Institut der gewerkschaftsnahen Stiftung betonte am Freitag insgesamt den „Stabilisierungserfolg“ der Kurzarbeit: Rechnerisch habe die staatliche Leistung mindestens eine Million Arbeitsplätze über die Krise gerettet.