Die Nachfrage nach Psychotherapien ist einer Umfrage zufolge während der Corona-Pandemie stark gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum hätten die Patientenanfragen in den Praxen durchschnittlich um 40 Prozent zugenommen, teilte die Deutsche Psychotherapeutenvereinigung (DPtV) am Freitag mit. Nur jeder vierte Patient erhält einen Termin für ein erstes Gespräch.
DPtV-Präsident Gebhard Hentschel forderte flexiblere Reaktionsmöglichkeiten auf die zunehmenden Anfragen. „So muss die psychotherapeutische Telefonkonsultation Anfragenden zugänglich gemacht werden – nicht nur den Patienten, die sich bereits in Therapie befinden.“
Die Hälfte der Anfragenden müsse länger als einen Monat auf ein Erstgespräch warten. Das sei Patienten nicht zumutbar. Für Psychotherapeuten sei es bedrückend, nicht jedem eine Therapie anbieten zu können, erklärte Hentschel.
Im Vergleich einer aktuellen Januarwoche mit dem gleichen Zeitraum 2020 stiegen die wöchentlichen Patientenanfragen pro Praxis im Schnitt von 4,9 auf 6,9. „Psychotherapeutische Praxen waren bereits vor der Corona-Pandemie ausgelastet“, erklärte Hentschel.
Nur zehn Prozent der anfragenden Patienten erhielten binnen einem Monat einen Behandlungsplatz. 38 Prozent müssen länger als sechs Monate warten. „Hier ist ein schnelles und unbürokratisches Angebot nötig – etwa eine Akutbehandlung per psychotherapeutischer Videositzung“, forderte Hentschel.
In den psychotherapeutischen Privatpraxen nahmen die Patientenanfragen im Vergleich zum Januar 2020 um 61 Prozent zu. Nur jedem fünften Patienten kann ein Termin für ein Erstgespräch angeboten werden.
Hentschel forderte die Krankenkassen dazu auf, Kostenerstattungsanträge schneller zu bewilligen, damit gesetzlich Versicherten die Therapie bei privaten Psychotherapeuten bezahlt wird. Der Verband befragte für die Erhebung 4693 seiner Mitglieder.