Ungarn hat am Freitag als erstes Land in der Europäischen Union Bürger mit dem russischen Vakzin Sputnik V gegen das Coronavirus geimpft. „Heute beginnen wir mit den Impfungen mit Sputnik V, sie finden in den von den Behörden vorgegebenen Impfzentren statt“, sagte die Leiterin der nationalen Gesundheitsbehörde, Cecilia Müller. Zunächst stünden 2800 Dosen des Impfstoffs zur Verfügung.
Ungarn, das im Januar als erstes EU-Mitglied eine Notfallzulassung für Sputnik V erteilt hatte, hat eigenen Angaben zufolge zwei Millionen Dosen des Impfstoffs bestellt. Diese sollen innerhalb von drei Monaten geliefert werden.
Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban hatte der EU wiederholt vorgeworfen, dass der Prozess der Zulassungen und des Ankaufs von Impfstoffen zu lange dauere. Ende Januar hatte Budapest bereits als erstes EU-Land den Impfstoff des chinesischen Herstellers Sinopharm zugelassen und eine Bestellung von fünf Millionen Dosen angekündigt.
„Wenn Ungarn in naher Zukunft mit dem chinesischen Sinopharm-Impfstoff beginnt, könnten bis Ostern mehr als 2,5 Millionen Menschen geimpft werden“, versprach Orban am Freitag im Radio. „Jeden Tag, den wir auf Brüssel warten würden, würden wir hundert ungarische Leben verlieren“, sagte er und fügte hinzu, dass er den ungarischen Arzneimittelbehörde (NNK) mehr vertraue als der europäischen.
Der zunächst mit Skepsis betrachtete russische Impfstoff ist von Experten mittlerweile als wirksam erachtet worden. Die medizinische Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlichte Studienergebnisse, wonach Sputnik V zu 91,6 Prozent gegen symptomatische Formen des Coronavirus wirksam sei.
Das Land mit 9,8 Millionen Einwohnern verzeichnete am Freitag 99 weitere Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus, was die Gesamtzahl der Corona-Toten auf 13.543 erhöhte.