Viele Verträge, wenig Impfstoff – Lieferprobleme bescheren EU holprigen Start ihrer Impfkampagne

Symbolbild: Spritze mit medizinischem Stoff/Impfung
Symbolbild: Spritze mit medizinischem Stoff/Impfung

Rund 2,3 Milliarden Impfdosen gegen das Coronavirus hat die EU-Kommission im Auftrag der Mitgliedstaaten bestellt. Doch Lieferengpässe bescherten einen holprigen Start der EU-weiten Impfkampagne – und brachten Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in Erklärungsnöte. Ein Überblick zu den Bestellungen der EU:

Biontech/Pfizer

Der neuartige mRNA-Impfstoff des Mainzer Unternehmens Biontech und seines US-Partners Pfizer war am 21. Dezember als erstes in der EU zugelassen worden. Die EU-Kommission verdoppelte daraufhin ihre ursprüngliche Bestellung auf bis zu 600 Millionen Dosen. Bisher hat die EU 17,6 Millionen Dosen erhalten.

Mitte Januar mussten die Unternehmen ihre anfänglichen Liefermengen vorübergehend kürzen. Grund waren Umbauarbeiten im Pfizer-Werk im belgischen Puurs. Laut EU-Kommission halten Biontech und Pfizer aber an der für das erste Quartal zugesicherten Gesamtmenge fest und wollen die Lieferrückstände bis Ende März aufholen. Ab Februar soll auch im hessischen Marburg produziert werden.

Moderna

Das US-Unternehmen setzt gleichfalls auf die mRNA-Technologie und erhielt am 6. Januar die Zulassung für die EU. Diese hat bis zu 160 Million Dosen bestellt. Bei der EU angekommen sind bis zum Montag 854.000 davon.

Die EU-Arzneimittelbehörde EMA geht davon aus, dass das Mittel von Moderna ebenso wie der Wirkstoff von Biontech/Pfizer auch gegen die britische Virus-Variante wirksam ist. Bei der südafrikanischen Variante ist laut Moderna die Menge der produzierten Antikörper zwar geringer; dies reiche aber dennoch aus, um Schutz zu bieten.

AstraZeneca

Der Impfstoff des schwedisch-britischen Pharmakonzerns wurde am Freitag in der EU zugelassen. Wegen noch unzureichender Daten für die Wirkung bei Älteren empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) in Deutschland aber nur die Nutzung bis 64 Jahre. 

Die EU hat bis zu 400 Millionen Dosen des Impfstoffs bestellt. Das Unternehmen musste aber nach eigenen Angaben wegen Produktionsproblemen in einem belgischen Werk seine Liefermengen für das erste Quartal um mehr als die Hälfte kürzen. Laut von der Leyen hat die Firma nun zugesichert, 40 Millionen Dosen bis Ende März zu liefern.

Curevac

Der mRNA-Impfstoff des Tübinger Unternehmens befindet sich noch in der Testphase. Läuft alles gut, wird eine Zulassung für die kommenden Monate erwartet. Die EU hat bis zu 405 Millionen Dosen bestellt. Bis Jahresende will das Unternehmen für alle Abnehmer insgesamt 300 Millionen Dosen herstellen.

Janssen Pharmaceuticals

Die Tochter des US-Konzerns Johnson & Johnson soll der EU 400 Millionen Dosen liefern. Laufen die klinischen Studien gut, könnte das Mittel in den kommenden Monaten zugelassen werden. Anders als bei den übrigen Wirkstoffen ist hier nur eine Dosis und nicht zwei nötig, um die angestrebte Immunität zu erreichen. Die EU-Kommission rechnet bei einer Zulassung mit bis zu 100 Millionen Dosen bis Ende September.

Sanofi-GSK 

Das französische Unternehmens Sanofi und sein britischer Partner GlaxoSmithKline (GSK) hatten im Dezember Probleme bei ihrem Impfstoff gemeldet. Wegen unzureichender Ergebnisse bei älteren Menschen mussten die Firmen ihr Mittel überarbeiten und neue Testreihen starten. Es steht nun voraussichtlich erst Ende 2021 zur Verfügung. Die EU hat bis zu 300 Millionen Dosen bestellt.

Vorgespräche mit weiteren Herstellern

Noch keinen Vertrag, aber abgeschlossene Vorgespräche gibt es mit dem US-Pharmakonzern Novavax über bis zu 200 Millionen Dosen. Auch mit dem französisch-österreichischen Anbieter Valneva gibt es erfolgreiche Vorgespräche über die Lieferung von bis zu 60 Millionen Dosen. Mit einer Zulassung wird nicht vor dem zweiten Halbjahr 2021 gerechnet.

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