Naturfreunde haben zu Jahresbeginn in deutschen Gärten durchschnittlich 34,5 Vögel gezählt – zwölf Prozent weniger als im langjährigen Durchschnitt. Dabei sichteten die Teilnehmer der vom Nabu organisierten Vogelzählung wenige Meisen und viele Spatzen, wie die Umweltorganisation am Mittwoch in Berlin mitteilte. Vergleichsweise selten unterwegs waren neben sämtlichen Meisenarten auch Kleiber, Gimpel und Kernbeißer. Rekordwerte erreichten dagegen Haussperlinge, Stadttauben, Rotkehlchen und Ringeltauben.
„Seit 2011 nehmen die Winterbestände von Vogelarten, die auf Zuzug aus dem Norden und Osten angewiesen sind, ab“, erläuterte der Nabu-Vogelschutzexperte Lars Lachmann die Verschiebungen bei den einzelnen Vogelarten. „Im Winter standorttreue Arten und solche, die teilweise von uns nach Süden ziehen, zeigen dagegen stabile oder gar wachsende Winterbestände.“
Je milder der Winter, desto geringer sei die Neigung der Vögel, in wärmere Regionen im Süden und Westen auszuweichen. Am häufigsten wurden demnach in heimischen Gärten Haussperlinge, Kohlmeisen, Feldsperlinge, Blaumeisen und Amseln beobachtet.
Als besorgniserregend wertete der Nabu die weiter sinkende Zahl der Grünfinken: Aktuell wurde nur noch 0,9 Grünfinken pro Garten gemeldet, 2011 waren es noch viermal mehr. Als Ursache für die deutlich gesunkenen Grünfinken-Zahlen gelten vor allem Infektionen mit Trichomonaden-Parasiten an sommerlichen Futterstellen.
An der Vogelzählung unter dem Motto „Stunde der Wintervögel“ nahmen am Wochenende vom 8. bis zum 11. Januar mehr als 236.000 Menschen teil, das waren 65 Prozent mehr als im Vorjahr. „Sicherlich hat auch der Corona-Lockdown dazu beigetragen, dass mehr Menschen ihr Interesse für die Natur vor der eigenen Haustür entdecken“, erklärte Nabu-Bundesgeschäftsführer Leif Miller.