Wissenschaftler warnen vor lang andauernder Pandemie ohne gerechte Verteilung von Vakzinen

Symbolbild: Spritze mit medizinischem Stoff/Impfung
Symbolbild: Spritze mit medizinischem Stoff/Impfung

Wissenschaftler haben in einem offenen Brief vor einer lang anhaltenden Pandemie gewarnt, wenn eine gerechte weltweite Verteilung der Corona-Impfstoffe nicht gelingt. Das Horten von Impfstoffen in reicheren Ländern werde die Pandemie global verlängern, schreiben die Autoren in dem am Samstag in der britischen Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlichten Text. „Impfnationalismus“ könne zu einem Mangel an Impfstoffen bei der Covax-Initiative sorgen, die auch weniger wohlhabenden Ländern Zugang zu Vakzinen verschaffen soll. 

„Wenn Impfstoffe nicht gerechter verteilt werden, könnte es noch Jahre dauern, bis das Coronavirus weltweit unter Kontrolle ist“, warnte Olivier Wouters, einer der Autoren von der London School of Economics and Political Science. Trotz der mehr als zwei Dutzend zugelassenen oder in Entwicklung befindlichen Impfstoffe hätten ärmere Länder große Schwierigkeiten, Vakzine zu bekommen und an ihre Bevölkerungen zu verteilen. Covax brauche zusätzlich 6,8 Milliarden Dollar (rund 5,6 Milliarden Euro) bis zum Jahr 2021, um Impfstoffe für 92 Entwicklungsländer zu organisieren. 

Bisher hätten sich reiche Länder, in denen rund 16 Prozent der Weltbevölkerung leben, 70 Prozent der verfügbaren Impfstoffmengen gesichert. Das geht den Autoren zufolge aus verfügbaren Verkaufszahlen hervor. So würden reiche Länder die Impfung ihrer Bevölkerung über die Impfung von medizinischem Personal oder besonders gefährdeter Gruppen in anderen Ländern stellen. 

Die Autoren rufen die Hersteller dazu auf, den Technologietransfer in ärmere Länder zu beschleunigen und diese dabei zu unterstützen, selbst Impfstoffe herzustellen. Außerdem seien angesichts der „verboten teuren“ Impfstoffe auf dem Markt Preiskontrollen notwendig. 

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