Zivilist bei Raketenangriff auf Stützpunkt von US-Soldaten im Irak getötet

US-Militär
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Bei einem Raketenangriff auf einen von US-Truppen genutzten Luftwaffenstützpunkt im Norden des Irak ist ein Zivilist getötet worden. Sechs weitere Menschen, darunter ein US-Soldat, seien bei dem Angriff in Erbil verletzt worden, teilte die US-geführte Koalition am Montag mit. Die Nationalität des getöteten Zivilisten war zunächst unklar. Zu dem Angriff bekannte sich eine bislang weitgehend unbekannte Gruppe.

Insgesamt wurden nach Angaben aus irakischen und westlichen Sicherheitskreisen mindestens drei Raketen auf den Flughafen der Stadt Erbil abgefeuert. Eine Rakete sei auf dem militärischen Teil des Airports eingeschlagen, auf dem sich Soldaten der Koalition gegen den IS befanden. Die beiden anderen Raketen schlugen den Angaben zufolge in Wohngebiete in der Nähe des Flughafens ein. 

Die bislang kaum bekannte Gruppe mit dem Namen „Aulijaa al-Dam“ (Blutwächter) reklamierte die Angriffe im Internet für sich. Im vergangenen Jahr entstanden gut ein Dutzend Gruppen dieser Art, Sicherheitsbeamte der USA und des Irak vermuten dahinter jedoch bekanntere pro-iranische Gruppierungen wie Kataib Hisbollah und Asaib Ahl al-Hak. Beide Gruppen lehnen die US-geführte Koalition vehement ab, die den Irak seit 2014 im Kampf gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) unterstützt. 

US-Außenminister Antony Blinken verurteilte den Raketenangriff. Er verlangte Ermittlungen und versprach, dass die für die Attacken Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen würden. Er habe dem Ministerpräsidenten der kurdischen Autonomieregion im Nordirak, Masrur Barsani, die volle Unterstützung der USA bei den Untersuchungen zugesichert, erklärte Blinken. 

Der irakische Präsident Barham Saleh bezeichnete den Angriff im Online-Dienst Twitter als „kriminellen Terrorakt“, der eine „gefährliche Eskalation“ für die Sicherheit in der Region bedeute. Barsani verurteilte die Attacke „auf das Entschiedenste“. 

Nach Angaben aus Geheimdienstkreisen wurden die Raketen innerhalb des Autonomiegebietes abgefeuert. Einem US-Offizier zufolge wurden sie etwa acht Kilometer westlich von Erbil abgeschossen. 

Es war das erste Mal seit fast zwei Monaten, dass Soldaten oder diplomatische Einrichtungen der Vereinigten Staaten im Irak beschossen wurden. Zuvor waren seit Oktober 2019 im Irak dutzende Raketen- und Bombenangriffe auf ausländische Botschaften, Truppen und Einrichtungen verübt worden. 

Die USA haben wiederholt pro-iranische Milizen wie die schiitischen Hisbollah-Brigaden für die Anschläge verantwortlich gemacht. Anfang Januar 2020 war der iranische Spitzengeneral Kassem Soleimani bei einem US-Drohnenangriff im Irak getötet worden. Wenige Tage später wurden iranische Raketen auf den Flughafen Erbil abgefeuert. Die Tötung Soleimanis führte beide Länder an den Rand eines Krieges.

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