Äthiopiens Ministerpräsident Abiy Ahmed hat den Abzug der eritreischen Streitkräfte aus der nordäthiopischen Region Tigray angekündigt. Er sei am Donnerstag zu Gesprächen mit Eritreas Präsident Isaias Afwerki nach Asmara gereist, erklärte Abiy am Freitag im Online-Dienst Twitter. Im Zuge der Gespräche habe die Regierung von Eritrea einem Abzug ihrer Truppen aus Äthiopien zugestimmt.
Die äthiopischen Streitkräfte würden die Bewachung der Grenzgebiete „mit sofortiger Wirkung“ übernehmen, erklärte Abiy weiter. Das äthiopische Informationsministerium reagierte zunächst nicht auf die Bitte um eine Stellungnahme.
Abiy hatte nach wochenlangen Dementis in dieser Woche erstmals die Präsenz eritreischer Truppen in Tigray eingeräumt. Am Donnerstag veröffentlichte die äthiopische Menschenrechtskommission (EHRC) dann einen Bericht, in dem sie eritreischen Soldaten vorwarf, für ein Massaker an mehr als hundert Zivilisten in der Stadt Aksum in Tigray verantwortlich zu sein. Abiy bezeichnete Angriffe auf die Zivilbevölkerung als „inakzeptabel“.
Die äthiopischen Truppen hatten Anfang November eine Offensive gegen die in Tigray regierende Volksbefreiungsfront TPLF begonnen. Gut drei Wochen später verkündete Abiy die Einnahme der Regionalhauptstadt Mekele und das Ende des Militäreinsatzes. Vor der Gewalt in Tigray flüchteten etwa 60.000 Menschen in den benachbarten Sudan. Abiy, der 2019 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden war, stand wegen des Konflikts zuletzt zunehmend unter Druck.