Australiens Premierminister Scott Morrison hat das deutliche Verfehlen des Corona-Impfziels seines Landes eingeräumt und dafür europäische Exportbeschränkungen mitverantwortlich gemacht. Die Zielvorgabe sei bereits vor Monaten formuliert worden, sagte Morrison am Mittwoch zu seiner Verteidigung. Dass drei Millionen Impfdosen aus Europa nicht ausgeführt werden dürften, werde sich „natürlich auf den frühen Erfolg“ der australischen Impfkampagne auswirken.
Bislang wurden in dem 25-Millionen-Einwohner-Land nach offiziellen Angaben erst 670.000 Corona-Impfdosen verabreicht. Der ursprüngliche Plan hatte vier Millionen Impfungen bis Ende März vorgesehen. Bis Oktober sollten alle Erwachsenen im Land geimpft sein. Nun gab Morrison das Ziel aus, dass bis Ende Oktober alle Erwachsenen zumindest ihre erste Dosis erhalten. Morrison wurde bereits am 21. Februar geimpft.
„Das ist kein Rennen“, hielt Morrison seinen Kritikern entgegen. Er warf ihnen vor, „Politik mit der Impfung und der Verteilung“ zu machen.
Der Wirtschaftswissenschaftler Richard Holden von der University of New South Wales schrieb im Onlinedienst Twitter, natürlich müsse der Regierungschef sagen, dass die Impfkampagne kein Rennen sei. „Denn wenn es das wäre, wären wir schon zahlreiche Male gestürzt und würden auf dem 75. Platz landen.“
Australien ist weitgehend Corona-frei. Es gibt aber immer wieder vereinzelte Ausbrüche in Krankenhäusern und in Quarantäne-Hotels für aus dem Ausland eingereiste Menschen. Derzeit gilt für rund zwei Millionen Menschen im Großraum Brisbane ein Lockdown, nachdem in der drittgrößten Stadt des Landes etwa ein Dutzend Corona-Infektionen nachgewiesen worden waren.