US-Präsident Joe Biden hält einen vollständigen Abzug der US-Soldaten aus Afghanistan zum 1. Mai für „schwierig“, aber möglich. „Das kann passieren, aber das ist schwierig“, sagte Biden in einem am Mittwoch ausgestrahlten Interview mit dem Sender ABC, in dem er nach den Abmachungen mit den radikalislamischen Taliban gefragt wurde. Die Taliban warnten vor „Konsequenzen“, sollten die USA sich nicht an das vereinbarte Datum halten.
Biden kündigte an, er werde seine Entscheidung zu dieser Frage in Kürze bekanntgeben. Er sei „dabei, die Entscheidung über den Abzugszeitpunkt zu treffen“, sagte der US-Präsident. Er werde sie nach Beratungen mit den Verbündeten der USA und der Regierung in Kabul verkünden.
Biden kritisierte die Vereinbarungen, die unter seinem Amtsvorgänger Donald Trump mit den Taliban getroffen wurden, als „wenig solide“. Trump hatte sich an die Vereinbarungen gehalten und die US-Truppenstärke in Afghanistan auf 2500 Soldaten reduziert.
Die Taliban warnten Biden indessen vor einem Bruch der Vereinbarungen. „Die Amerikaner sollten ihre Besatzung gemäß dem Doha-Abkommen beenden und ihre Truppen bis zum 1. Mai vollständig aus Afghanistan abziehen“, sagte Taliban-Sprecher Sabihullah Mudschahid gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. „Wenn sie es nicht tun, egal aus welchem Grund oder Vorwand, dann werden sie für die Konsequenzen verantwortlich sein“, sagte er.
Das im Februar 2020 geschlossene Abkommen sieht vor, dass alle US-Truppen bis zum 1. Mai aus Afghanistan abziehen – unter der Voraussetzung, dass die Taliban belastbare Sicherheitsgarantien geben, etwa das Ende der Verbindungen zum Extremistennetzwerk Al-Kaida. Washington wirft den Taliban inzwischen vor, sich nicht an die Bestimmungen des Abkommens zu halten. Biden hat eine Überprüfung des Abkommens angeordnet.