In Deutschland sind am Montag in vielen Ländern und Regionen die strengen Corona-Regeln gelockert worden. CSU-Chef Markus Söder rechtfertigte die Öffnungsschritte im Zusammenspiel mit der Koppelung an Infektionszahlen als angemessen. Damit gebe es „auf der einen Seite Perspektiven, auf der anderen Seite die Sicherheit“, sagte Söder im ZDF-„Morgenmagazin“. Schleswig-Holsteins Regierungschef Daniel Günther (CDU) stellte die Öffnung von Hotels in Aussicht.
Am Montag wurden die Corona-Regeln bundesweit leicht gelockert. Darauf hatten sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidentinnen und -präsidenten der Länder vergangene Woche verständigt. So dürfen Buchhandlungen, Blumengeschäfte und Gartencenter wieder öffnen, zumindest mit Terminbuchungen ist in vielen Regionen auch wieder ein Einkauf in weiteren Geschäften möglich. Zudem sind die Kontaktbeschränkungen nicht mehr so strikt wie bisher. Es dürfen sich wieder bis zu fünf Menschen aus zwei Haushalten treffen.
Gekoppelt sind die Öffnungsschritte an die Infektionszahlen in den Regionen. Abgesichert werden soll die Öffnungsstrategie zudem durch Corona-Schnelltests, die jedem Bürger mindestens einmal pro Woche kostenlos zur Verfügung stehen sollen. Darüber hinaus soll das Tempo bei den Impfungen deutlich gesteigert werden.
Bayerns Ministerpräsident Söder warnte ungeachtet der beschlossenen Lockerungen vor steigenden Infektionszahlen: „Die dritte Welle rollt heran.“ Er sprach sich absehbar auch für eine Anpassung der Impfstrategie aus. Insbesondere in diesem Monat werde es noch wenig Impfstoff geben, dies werde sich aber bald ändern. Dann sei es nötig mit Flexibilität in der Impfstrategie zu reagieren. Sinnvoll könne dann sein, Pendler oder Menschen mit einer hohen Mobilität bevorzugt zu impfen. Dies könne etwa in Corona-Hotspots helfen.
Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebunds, Gerd Landsberg, forderte insgesamt mehr Tempo beim Angebot kostenloser Schnelltests. „Wir müssen besser, schneller, unbürokratischer, auch mutiger werden“, sagte Landsberg im ZDF-„Morgenmagazin“. Er hätte sich eine frühere Schnellteststrategie gewünscht, aber nun müsse nach vorn geschaut werden.
Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Günther rechnet derweil mit einer Öffnung der Hotels in seinem Bundesland über Ostern. „Wenn sich die Situation nicht dramatisch verändert, gehe ich davon aus, dass wir Hotels in Schleswig-Holstein über Ostern öffnen“, sagte Günther der „Rheinischen Post“. „Warum sollen die Menschen an Ostern nicht in Hotels und Ferienwohnungen sein können – unter der Voraussetzung eines aktuellen Negativ-Tests und einer Nachverfolgung über Apps.“
Schleswig-Holstein verzeichnet in einigen Regionen seit längerem im Vergleich zu anderen Bundesländern relativ niedrige Werte bei der Sieben-Tage-Inzidenz. Der Wert gibt die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern innerhalb dieses Zeitraums an.
In Deutschland wurden am Montag innerhalb eines Tages mehr als 5000 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Wie das Robert Koch-Institut (RKI) unter Berufung auf Angaben der Gesundheitsämter mitteilte, wurden 5011 neue Ansteckungsfälle registriert. Die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz stieg weiter auf 68. Am Vortag hatte dieser Wert 66,1 betragen. Laut RKI wurden 34 Todesfälle im Zusammenhang mit einer Coronavirus-Infektion binnen 24 Stunden registriert.
Der Präsident des IT-Branchenverbands Bitkom, Achim Berg, forderte die schnelle Einführung einer App, um Kontakte von Corona-Infizierten über die Gesundheitsämter zuverlässig warnen zu können. „Mit Blick auf die anstehenden Lockerungen bei gleichzeitigem Wiederanstieg der Infektionszahlen dürfen wir keine Zeit mehr verlieren“, erklärte Berg.