CDU-Hoffnungsträger Christian Baldauf landet bei historischer Pleite

Christian Baldauf - Bild: Olaf Kosinsky / CC BY-SA
Christian Baldauf - Bild: Olaf Kosinsky / CC BY-SA

Christian Baldauf war bis vor kurzem der große Hoffnungsträger seiner Partei – nun landete der CDU-Spitzenkandidat in Rheinland-Pfalz bei einer historischen Pleite: Unter Baldauf holte die CDU im Stammland von Parteiübervater Helmut Kohl zum ersten Mal in ihrer Geschichte weniger als 30 Prozent. Das nach den Umfragen noch bis Februar greifbare Ziel, nach drei Jahrzehnten Opposition wieder stärkste Kraft zu werden, schaffte die CDU auch unter dem 53-Jährigen nicht.

Baldauf hat die deutliche Niederlage gegen die SPD und deren Ministerpräsidentin Malu Dreyer kurz vor dem Wahltag womöglich geahnt. Denn da verhagelte ihm die Maskenaffäre innerhalb der Union im Bundestag den Schlussspurt um die Wählergunst. „Rückenwind ist das nicht – eine solche Affäre auf den letzten Metern im Wahlkampf braucht kein Mensch“, sagte Baldauf kurz vor der Wahl – ähnlich äußerte er sich direkt nach der Pleite.

Dabei sah es lange gut aus für den Dreyer-Herausforderer. Noch im Februar sahen die Meinungsforscher die CDU als stärkste Kraft, im Januar verortete ihn eine SWR-Umfrage sogar um fünf Prozentpunkte stärker als die SPD. Doch im Schlussspurt haben sich die Kräfteverhältnisse komplett umgedreht.

Damit wurde die Sehnsucht der rheinland-pfälzischen CDU nach einer Rückkehr in die Mainzer Staatskanzlei erneut enttäuscht. Das Beispiel Dreyer zeigt, dass ihn ein Sieg sicher stärker ins Blickfeld der Bundespartei gebracht hätte. Offen ist nun, was die Folgen für persönliche Ambitionen des als bodenständig geltenden Pfälzers aus Frankenthal sind.

Baldauf warb in einer ersten Reaktion in seiner Partei um Geschlossenheit, die CDU solle eine starke Opposition sein. Sollte er diese erneut anführen, wird Baldauf auch stärker an seiner eigenen Position arbeiten müssen.

Denn tatsächlich konnte er sich nie so richtig aus dem Schatten zweier prominenter rheinland-pfälzischer Frauen lösen. Da ist die CDU-Landeschefin und Baldaufs Vorgängerin an der CDU-Fraktionsspitze, die derzeitige Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner. Sie ist im Land weithin bekannt und fiel im Wahlkampf mit markigen Sprüchen auf.

Zum anderen hat es der studierte Jurist, der schon zu Schulzeiten in die CDU eintrat, mit der sehr beliebten Dreyer zu tun. Bei den persönlichen Beliebtheitswerten liegt Dreyer weit vor Baldauf.

In der CDU ist der seit 20 Jahren im Landtag sitzende Baldauf dagegen beliebt. Dort wird anerkannt, dass die Christdemokraten ihm viel zu verdanken haben. 2006 übernahm der verheiratete Vater zweier Kinder nach einem Spendenskandal parallel den Vorsitz der CDU-Fraktion im Landtag sowie den Vorsitz der Landespartei, wobei er sich danach maßgeblich an der Aufarbeitung der Affäre beteiligte. 

Diese Ämter machte er zwischenzeitlich für Klöckner frei, nach deren Wechsel in die Bundespolitik übernahm Baldauf wieder den CDU-Fraktionsvorsitz. Klöckner unterstützte seine Kür zum Spitzenkandidaten, den innerparteilichen Auswahlprozess entschied Baldauf problemlos für sich. 

Doch an der Amtsinhaberin Dreyer arbeitete er sich erfolglos ab. Baldauf kritisierte in Interviews ein „Impf- und Bildungschaos“. In Rheinland-Pfalz sei „kein gerader Weg zu sehen“.

Doch in Schwung kam der Wahlkampf nicht, er wurde von der Coronakrise gelähmt. Ein Großteil der klassischen Veranstaltungen fiel pandemiebedingt aus, im digitalen Wahlkampf hatte Dreyer die Nase deutlich vorn.

Für Baldauf verband sich mit der Coronakrise auch ein persönlicher Schicksalsschlag: Im Dezember starb sein Vater an einer Corona-Infektion. „Es ist sehr schmerzlich, im engsten familiären Umfeld selbst zu erleben, wie schnell Corona den Tod bringen kann“, berichtete Baldauf in einem Interview.

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