Fast schien es, als hätte eine Zeitmaschine Donald Trump zurück in den Wahlkampf 2020 katapultiert. Die rote Krawatte, die Musik seiner Kampagnen-Auftritte, die wüsten Attacken gegen politische Gegner. Die Übertreibungen, Unwahrheiten, Prahlereien – und der Jubel begeisterter Anhänger.
Doch beim konservativen Jahrestreffen CPAC in Orlando trat nicht Präsident Trump auf, sondern der am 3. November abgewählte Ex-Präsident Trump. Und dem 74-Jährigen ging es nicht darum, das Weiße Haus zu verteidigen, sondern seinen Führungsanspruch bei seinen Republikanern zu zementieren.
Das Weiße Haus war natürlich trotzdem zentrales Thema bei Trumps erstem öffentlichen Auftritt seit seinem Abgang aus der Schaltstelle der Macht: Nicht nur behauptete der Ex-Staatschef erneut fälschlicherweise, er und nicht der Demokrat Joe Biden habe die Wahl gewonnen. Vor allem aber flirtete Trump sehr offensichtlich mit einer neuen Kandidatur 2024.
„Ein republikanischer Präsident wird triumphal ins Weiße Haus zurückkehren – und ich frage mich, wer das sein wird“, rief Trump seinen frenetischen Zuhörern zu. „Wer, wer, wer?“ Vielleicht werde er sich ja entscheiden, die Demokraten „ein drittes Mal zu schlagen“.
Nicht einmal sechs Wochen ist es her, dass Trump das letzte Mal die Präsidentenmaschine Air Force One bestieg und von Washington aus in seine neue Heimat Florida geflogen wurde. Der Republikaner hatte die Wahl gegen Biden klar verloren, einen wochenlangen, erbitterten, aber letztlich erfolglosen Feldzug gegen seine Abwahl geführt und dabei sogar seine Anhänger zur Erstürmung des Kapitols angestachelt.
Schien es nach der tödlichen Gewalt vom 6. Januar kurz, als würden die Republikaner endgültig mit dem umstrittenen Rechtspopulisten brechen, gewann Trump in atemberaubenden Tempo wieder die Oberhand. Im Impeachment-Prozess wegen Anstachelung zum Aufruhr wurde er freigesprochen, weil sich die große Mehrheit der republikanischen Senatoren hinter ihn stellte.
Und von seinem Luxusanwesen Mar-a-Lago in Palm Beach aus machte sich Trump daran, seine Macht über die tief gespaltene Grand Old Party wieder zu festigen: Mit Unterstützung für treue Verbündete und scharfen Attacken gegen jene, denen er mangelnde Loyalität oder gar Verrat vorwirft. Wie ein römischer Kaiser streckt der von der Basis nach wie vor verehrte Trump seinen Daumen nach oben oder unten – bei Republikaner-Vorwahlen kann das über politische Karrieren entscheiden.
Bei seinem Auftritt bei der Konservativen-Konferenz CPAC setzte Trump genau dieses Strategie fort. An einer Stelle zählte er namentlich die republikanischen Parlamentarier auf, die im Amtsenthebungsverfahren gegen ihn gestimmt hatten. „Werdet sie alle los!“ rief er seinen Zuhörern zu. Sein Satz, die Republikanische Partei werde „sich vereinen und stärker sein als jemals zuvor“, klang da weniger wie ein Aufruf zur Versöhnung und mehr wie ein Befehl zu bedingungsloser Treue.
Ob Trump wirklich 2024 mit dann 78 Jahren nochmal bei einer Wahl antreten will, steht in den Sternen. Viele vermuten, der Ex-Präsident wolle eher als Königsmacher über die Geschicke der Partei bestimmen, als sich nochmal selbst die Strapazen eines Präsidentschaftswahlkampfes anzutun.
Doch wie sehr der Volkstribun Auftritte im Rampenlicht vor großem Publikum liebt, wurde bei der CPAC-Konferenz nochmals deutlich. Und auch, dass er immer noch der Liebling der konservativen Basis ist. Die Zuhörer riefen bei der Trump-Rede erst „USA, USA, USA“ – und dann „Wir lieben dich! Wir lieben dich!“