Deutsche Bahn und Lufthansa weiten Zusammenarbeit aus

Deutsche Bahn - Bild: JJFarquitectos via Twenty20
Deutsche Bahn - Bild: JJFarquitectos via Twenty20

Die Deutsche Bahn (DB) und die Lufthansa wollen gemeinsam mehr Reisende mit dem Zug zu internationalen Flügen bringen und dafür enger zusammenarbeiten. Die beiden Konzerne kündigten am Montag neue und schnellere Zugverbindungen zum größten deutschen Flughafen und Lufthansa-Hauptsitz Frankfurt am Main an. DB-Personenverkehrsvorstand Berthold Huber sprach von einer gemeinsamen „Produktoffensive“, die „in Sachen Reisezeiten, Preis und Umweltfreundlichkeit wirklich punkten kann“.

„Wir öffnen damit neue Horizonte. Nicht nur für unsere Kunden, sondern auch für uns selbst“, sagte Lufthansa-Vorstandsmitglied Harry Hohmeister und nannte die stärkere Kooperation auf der Schiene „bemerkenswert“. Bahn und Lufthansa seien keine Wettbewerber mehr: „Es gibt kein ‚entweder oder‘.“

„Wir beide zusammen müssen wettbewerbsfähiger werden als andere“, sagte Huber. Demnach wollen die Konzerne ihren Kunden eine „durchgängige, komfortable Reisekette“ zum Flughafen in Frankfurt und von dort aus in die Welt bieten. Die stärkere Vernetzung der Verkehrsträger in Deutschland nutze „Verbrauchern, Kunden und der Umwelt“ und solle ein Beispiel für ganz Europa sein.

Huber verwies darauf, dass Frankfurt nicht nur für die Lufthansa, sondern durch den unmittelbar neben dem Flughafen gelegenen Fernbahnhof auch für die Bahn der wichtigste Knotenpunkt im Fernverkehr sei. Daher zielen die beiden Konzerne mit einer Reihe neuer sowie schnellerer Verbindungen auf ebendiesen Verkehrsknoten ab.

Zum einen wird das bestehende Netz der „Lufthansa Express Rail“ getauften Zugverbindungen für Lufthansa-Kunden, die mit dem ICE aus bislang 17 Städten zum Frankfurter Flughafen reisen wollen, um fünf Städte erweitert. Ab Juli können die Fluggäste erstmalig auch von Hamburg und München in dem Exklusivprogramm einschließlich besonderer Angebote wie vorreservierter Sitzplätze und Meilengutschrift in Richtung Frankfurt fahren, wie die Konzerne mitteilten. Im Dezember folgen demnach Berlin, Bremen und Münster.

„Ab April 2021 werden die Zubringerzüge so lange buchbar sein wie der dazugehörige Anschlussflug“, teilte die Bahn weiter mit. Sobald das Passagieraufkommen am Flughafen nach der Corona-Krise wieder zunehme, würden die gemeinsamen Kunden bei Sicherheitskontrolle und Gepäckabwicklung vorgezogen.

Zum anderen kündigte die Bahn an, zum Fahrplanwechsel im Dezember neue „extraschnelle Sprinter-Züge“ mit weniger Zwischenhalten auf hoch frequentierten Fernverkehrsstrecken zum oder über den Frankfurter Airport einzusetzen. Geplant ist demnach eine neue ICE-Verbindung von Hamburg über Hannover bis zum Flughafen in drei Stunden 45 Minuten. Laut Huber sollen die Züge die Abflug- und Ankunftszeiten in Frankfurt für die Kunden so „optimal treffen“, dass Umstiegszeiten soweit wie möglich reduziert werden.

Auch die bestehende Linie zwischen dem Rheinland und München ist betroffen: Von Düsseldorf über Köln, Frankfurt und Nürnberg nach München soll sich die Reisezeit mit dem Super-Sprinter insgesamt um 30 Minuten auf vier Stunden und 20 Minuten verkürzen. Die Anreise zum Frankfurter Flughafen aus Nürnberg soll so unter zwei Stunden machbar sein – Aber auch Fernreisen zwischen München und Köln in weniger als vier Stunden.

Außerdem ist von Bonn aus eine weitere Sprinter-Verbindung über Köln und dann ohne Zwischenhalt nach Berlin geplant – dreimal täglich; Reisezeit insgesamt: Vier Stunden 25 Minuten. Die DB will also nicht nur als klimafreundlicher Lufthansa-Zubringer fungieren, sondern auch insgesamt zunehmend Inlandsflüge ersetzen.

Einige innerdeutsche Flüge von oder nach Frankfurt will die Lufthansa auch nach vollständiger Überwindung der Corona-Krise nicht wieder ins Programm nehmen. „Kleinere Flugzeuge, weniger Frequenzen, das wird einige Destinationen in Deutschland künftig betreffen“, weil hier die Bahn eine gute Alternative sei, sagte Hohmeister.

Auch für ihr zweites Drehkreuz München arbeite die Lufthansa an entsprechenden Angeboten mit der Bahn. Doch die Anbindung ist nicht so gut wie in Frankfurt. „München ist auf unserer Agenda. Nur im Moment können wir noch keine kurzfristige Lösung dafür anbieten“, sagte Hohmeister.

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