Deutsche zweifeln an Unabhängigkeit des Journalismus von Politik

Symbolbild: Zeitungen
Symbolbild: Zeitungen

Viele Deutsche zweifeln laut einer von der Bundesregierung veröffentlichten Studie an der Unabhängigkeit des Journalismus von der Politik. Ein Viertel der Bevölkerung teile „Lügenpresse“-Vorwürfe, ergab die am Montag von Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) zusammen mit der Bundeszentrale für politische Bildung sowie den Landesmedienanstalten von Nordrhein-Westfalen und Brandenburg veröffentlichte Untersuchung. Ebenfalls ein Viertel der Befragten stimmte dabei auch der Aussage zu, Medien und Politik arbeiteten Hand in Hand, um die Meinung der Bevölkerung zu manipulieren.

Insbesondere die Unabhängigkeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks werde falsch eingeordnet, lautete ein Studienergebnis. Nur gut die Hälfte der Befragten habe korrekt beantworten können, dass Bundestagsabgeordnete nicht darüber entscheiden können, worüber der Rundfunk berichtet. 35 Prozent glauben demnach fälschlicherweise, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk der Staatsministerin für Kultur und Medien unterstellt sei.

Medienforscher entwickelten für die Studie einen Test zur Messung der Informations- und Nachrichtenkompetenz, der im vergangenen Herbst repräsentativ mit 4191 Nutzern vorgenommen worden sei. Es handle sich dabei um einen der weltweit ersten repräsentativen Tests zu Informations- und Nachrichtenkompetenz. Nach Angaben der Studienmacher schneiden die Deutschen in fast allen Kompetenzbereichen überwiegend mittelmäßig bis schlecht ab.

Den Befragten fiel es demnach insbesondere schwer, zwischen Werbung, Information, Desinformation und Meinung zu unterscheiden. So hielten 56 Prozent der Befragten ein sogenanntes Advertorial – eine redaktionell aufgemachte Werbeanzeige – trotz der Kennzeichnung als Werbung für eine Information.

Auch eine Falschinformation bei Facebook sei nur von 43 Prozent der Befragten als solche erkannt worden, während 33 Prozent hierin eine Information sahen. Einen Kommentar stufte ein Drittel als eine tatsachenorientierte Berichterstattung ein. Die Neutralität oder die Vertrauenswürdigkeit einer Quelle konnten die Befragten hingegen relativ gut einschätzen, dies gelang in dem Test 59 Prozent der Befragten.

Die Studienmacher stellten besonders bei Anhängern der AfD eine niedrige digitale Nachrichtenkompetenz fest. Diese landeten abgeschlagen auf dem letzten Platz. Die besten Ergebnisse erzielten demnach FDP-Anhänger, dicht gefolgt von denen der Grünen. Danach folgten Anhänger von Linken und SPD, die Anhänger der CDU landeten ziemlich genau im Durchschnittsbereich.

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