Italiens ehemaliger Ministerpräsident Matteo Renzi hat einen Drohbrief mit zwei Schusspatronen erhalten. Der Umschlag, der keine schriftliche Nachricht enthalten habe, sei am Senatssitz in Rom abgegeben worden, berichtete die Nachrichtenagentur AGI am Mittwoch unter Berufung auf Parlamentarierkreise. Alle politische Parteien, von der Mitte-Links-Partei PD bis zur rechtsradikalen Lega, verurteilten die Drohung und drückten ihre Solidarität mit Renzi aus.
„Wir werden uns nicht einschüchtern lassen“, schrieb Renzis Parteikollegin, die ehemalige Landwirtschaftsministerin Teresa Bellanova, im Onlinenetzwerk Facebook. Renzi bedankte sich für die Unterstützung.
Renzi hatte Italien im Januar in eine politische Krise gestürzt, als seine Partei Italia Viva (IV) starke Vorbehalte gegen ein Konjunkturpaket der damaligen Regierung unter Giuseppe Conte zur Überwindung der Corona-Krise bekundete. Infolge des Streits über das Paket hatte Renzi den Rückzug seiner Partei aus der Koalition verkündet, was den Bruch der Regierung zur Folge hatte.
Kritiker werfen Renzi vor, nach mehr Macht für seine Partei zu streben. Mit seinem Vorgehen hat sich der Ex-Ministerpräsident bei den Italienern nicht beliebt gemacht: Einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Ipsos im Auftrag der Tageszeitung „Il Corriere della Sera“ zufolge belegte er auf einer Liste von zwölf Politikern den letzten Platz.
Der IV-Chef erreichte der Umfrage zufolge Zustimmungswerte von zwölf Prozent, während Gesundheitsminister Roberto Speranza mit 40 Prozent den ersten Platz erlangte.