EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton sieht die Produktion von Corona-Impfstoffen in der EU auf einem guten Weg. Die Impfstoffproduktion laufe europaweit in 52 Fabriken rund um die Uhr, sagte Breton am Sonntag in der französischen Interview-Sendung „Le Grand Jury“. Die Kapazitäten seien ausreichend, um 360 Millionen Impfdosen bis zum Ende des zweiten Quartals auszuliefern und 420 Millionen Dosen bis Mitte Juli, um das Ziel des Herdenimmunität in der EU zu erreichen. Es sei „Licht am Ende des Tunnels“ zu sehen, sagte Breton.
Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron äußerte sich mit Blick auf den Verlauf der Impfkampagne zuversichtlich. Sein Land werde Großbritannien bei der Zahl der Geimpften „in einigen Wochen“ eingeholt haben, sagte Macron dem „Journal du Dimanche“.
In Frankreich haben bislang 11,45 Prozent der Einwohner mindestens eine Impfdosis erhalten, in Großbritannien liegt die Quote bei fast 44 Prozent. Während in Frankreich das Impftempo zunehme, stehe Großbritannien aber vor dem Problem, zunehmend von Lieferungen aus der EU abhängig zu sein, betonte Macron.
Die EU hatte kürzlich im Streit um die Impfstoff-Lieferungen des britisch-schwedischen Herstellers Astrazeneca die EU-Exportregeln verschärft. Die Brüsseler Behörde machte den Weg für Ausfuhrsperren in dem Fall frei, dass ein Zielland selbst Impfstoff produziert, aber nicht exportiert, oder wenn dessen Bevölkerung bereits weitgehend durchgeimpft ist.
Hintergrund sind massive Lieferrückstände bei Astrazeneca. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte dem Unternehmen deshalb wiederholt mit einem Exportverbot von Impfstoffen aus der EU gedroht. Im Fokus steht hier Großbritannien, das von den Lieferproblemen bislang deutlich weniger betroffen war und zugleich große Mengen Impfstoff aus der EU importiert.