Wegen einer noch ausstehenden Einigung mit Großbritannien haben die EU-Länder weitere vorläufige Fischquoten im Atlantik beschlossen. Die Einigung sei Teil eines „Notfallplans“, sagte der portugiesische Minister für Meeresangelegenheiten, Ricardo Serrao, am Dienstag nach nächtlichen Verhandlungen mit seinen EU-Kollegen. EU-Umweltkommissar Virginijus Sinkevicius äußerte die Hoffnung, dass sich die vorläufige Regelung dank einer Einigung mit Großbritannien in „den kommenden Tagen“ erübrigen werde.
Die EU und Ex-Mitglied Großbritannien hatten sich Ende vergangenen Jahres in den Verhandlungen über ein Handelsabkommen auf eine weitere gemeinsame Bewirtschaftung vieler britischer und einiger EU-Hoheitsgewässer geeinigt. Damals wurden die Anteile für Fischer aus EU-Ländern und aus Großbritannien an den maximal erlaubten Fangmengen festgelegt. Die Fangquoten für die einzelnen Bestände müssen aber noch ausgehandelt werden.
Bis Ende März gilt eine Übergangslösung: Die Fangmengen aus 2020 wurden anteilig für drei Monate beibehalten. Für einige Bestände, die besonders im Frühjahr befischt werden, gibt es Ausnahmen. Über eine Fortführung dieser Regelung bis Ende Juli und im Detail über weitere Sonderregelungen für einzelne Fischarten wurde nun auf Ebene der EU-Fischereiminister bis tief in die Nacht verhandelt.
Nach Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums geht es um die Befischung von insgesamt 70 Beständen, wovon 28 Bestände auch von deutschen Fischern bewirtschaftet werden. „Mit der Verordnung besteht nun zunächst für weitere vier Monate Planungs- und Rechtssicherheit“, erklärte Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU). „Klar ist aber auch, dass wir eine längerfristige Lösung brauchen.“
Umweltkommissar Sinkevicius zeigte sich optimistisch, dass die Übergangslösung bald „durch endgültige maximale Fangmengen ersetzt werden kann“. „In der letzten Woche haben wir bei den Konsultationen zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich erhebliche Fortschritte erzielt.“
Vergangene Woche hatte es erstmals seit dem Brexit eine Einigung auf gemeinsame Fischfangquoten gegeben. Die EU, Großbritannien und Norwegen brachten ihre trilateralen Verhandlungen über die Bewirtschaftung der Nordsee zuende. Die EU-Minister nahmen bei ihrem Treffen nun das Verhandlungsergebnis an.