Der Epidemie-Experte Dirk Brockmann von der Berliner Humboldt-Universität hält die geplanten zusätzlichen Einschränkungen über Ostern grundsätzlich für sinnvoll. „Das könnte einen sehr positiven Effekt haben“, sagte Brockmann am Dienstag im Deutschlandfunk. „Alles, was Kontakte reduziert, bringt was“, hob er hervor. Zumindest sei der Oster-Lockdown „besser als gar nichts“.
Während des Lockdowns zu Beginn der Pandemie im vergangenen Frühjahr hätten ähnliche Ruhezeiten dazu geführt, „dass viele Leute sich da verhalten haben wie an Sonntagen, dass sie praktisch gar keine Aktivitäten hatten“, sagte der Wissenschaftler, der am Robert-Koch-Institut (RKI) eine Projektgruppe leitet, die sich mit der epidemiologischen Modellierung von Infektionskrankheiten beschäftigt.
Ob nun die Einschränkungen über Ostern ausreichen würden, um die Infektionsdynamik zu bremsen, „das wird sich dann zeigen“, äußerte sich Brockmann allerdings vorsichtig. „Wir sind mitten in der dritten Welle“, mahnte er, „die Intensivstationen werden immer voller, auch mit jüngeren Menschen“. Gehe der derzeitige exponentielle Anstieg so weiter, werde es Mitte April in Deutschland 40.000 oder sogar 60.000 Neuinfektionen pro Tag geben.
Zwar seien viele Ältere jetzt durch Impfungen besser geschützt, dafür steige aber der Anteil jüngerer Menschen auf den Intensivstationen, warnte der Wissenschaftler. Auch die Langzeitfolgen für Infizierte dürften nicht unterschätzt werden: „Zehn bis 20 Prozent der Menschen können langwährende Schäden von Covid bekommen.“
Brockmann drang daher zusätzlich darauf, „dass gerade in den Betrieben systematische Teststrategien gemacht werden“. Positiv sei auch, wenn Präsenzunterricht in den Schulen zumindest auf Wechselunterricht begrenzt werde. Dies sei „ein sehr effektives Werkzeug“, weil dann „nicht mehr so viele Menschen in einem Raum sind“ und auch nur halb so viele Familien jeweils involviert seien. Allerdings sollten zusätzlich alle Schülerinnen und Schüler alle zwei Tage getestet werden, forderte er weiter.