Forschungsinitiative „NoCovid“ fordert „wirksame Teststrategie“ vor Öffnungen

Corona-Schnelltest
Corona-Schnelltest

Die Forscherinnen und Forscher der Initiative „NoCovid“ dringen vor weiteren Lockerungen der Corona-Maßnahmen auf eine umfassende Testoffensive. „Bei Anwendung intelligenter Teststrategien erscheinen Öffnungen in Bildungs- und Betreuungseinrichtungen, in Unternehmen, in kulturellen und sozialen Bereichen grundsätzlich möglich“, heißt es in einem am Dienstag veröffentlichten Papier. „Ohne die Implementierung intelligenter Teststrategien halten wir Öffnungen zu diesem kritischen Zeitpunkt der Pandemie für kontraproduktiv und schädlich.“

Getestet werden müsse grundsätzlich bereits bei geringfügigen Symptomen wie Kratzen im Hals sowie bei Menschen mit hohem Risiko, erläuterten die Forscher. In Gebieten mit hohen Ansteckungszahlen  – von den Expertinnen Rote Zonen genannt – müssten alle Menschen zweimal die Woche getestet werden.

Schülerinnen und Schüler sowie Lehrer und Lehrerinnen sollen dem Konzept zufolge überall zweimal die Woche getestet werden, ebenso Kita-Kinder und Kita-Personal. Das Gleiche gilt auch für Beschäftigte, die nicht im Homeoffice sind, sowie in Behörden und in Flüchtlingsunterkünften.

„Damit das Testen als Instrument seine volle Wirkung entfalten kann, muss es häufig, breitflächig und niedrigschwelliger erfolgen und gleichzeitig durch strategische Testkonzepte zielgerichtet – und verbunden mit einer atmenden digitalen Architektur – eingesetzt werden“, heißt es in dem Papier weiter. Auch Selbsttests für den Hausgebrauch spielten dabei eine zentrale Rolle. Es gehe um „die Verankerung des Testens als natürlichen Bestandteil von Alltagsroutinen und Mobilitätsmustern“.

Die vorgeschlagene Teststrategie verfolgt den Angaben zufolge zwei Ziele: „Erstens die Fallzahlen zu senken und zweitens, sobald dies gelungen ist, den Wiederanstieg der Fallzahlen zu verhindern und Ausbrüche schnellstmöglich zu erkennen und zu kontrollieren“. Infektionen würden durch „proaktives Testen frühzeitig erkannt“ und infizierte Menschen würden sich selbst isolieren, bevor sie die Infektion weitergeben könnten.

In drastischen Worten warnen die Forscherinnen und Forscher vor Öffnungen ohne eine solche Testoffensive. „Derzeit werden Öffnungsszenarien diskutiert, die in Anbetracht der neuen Virusvarianten, ansteigender Fallzahlen und einer sehr geringen Impfquote der Bevölkerung kritisch bewertet werden müssen“, schreiben sie mit Blick auf die Debatte vor der nächsten Bund-Länder-Runde am Mittwoch. 

„Die mühsam erkämpften Erfolge der vergangenen Wochen, die erreicht wurden durch hohe und langandauernde Einschränkungen des gesellschaftlichen Lebens, können in dieser Situation durch Öffnungen, die zu einer Zunahme infektiöser Kontakte führen, innerhalb kürzester Zeit neutralisiert werden“, heißt es in dem Papier. „Die ohnehin schon hohen Todeszahlen werden voraussichtlich wieder steigen.“

Hinter „NoCovid“ stehen Expertinnen und Experten verschiedener Disziplinen, darunter die Virologin Melanie Brinkmann, der Chef des Ifo-Instituts, Clemens Fuest, der Physiker Michael Meyer-Hermann und die Wirtschaftsjuristin Denise Feldner. Sie plädieren dafür, die Corona-Neuinfektionen auf null zu drücken. 

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