Frage des Glaubens? Katholiken reden anders über Corona als Protestanten

Kirche - Bild: wolfewithane via Twenty20
Kirche - Bild: wolfewithane via Twenty20

Die Corona-Pandemie wirkt sich laut einer Studie der Universität Münster unterschiedlich auf evangelische und katholische Radiobeiträge aus, die sogenannten Verkündigungssendungen. Zwar greifen beide Konfessionen in der untersuchten Verkündigungssendung „Kirche in 1live“ Hoffnung und Trost spendende Themen auf, wie die Westfälische Wilhelms-Universität (WWU) am Mittwoch mitteilte. Evangelische Autoren verknüpfen dies jedoch seltener mit einem Coronabezug als katholische.

„Die Texte zeigen einen konfessionsspezifischen Wandel durch die Coronakrise“, erklärte die Projektleiterin Anna-Maria Balbach vom Germanistischen Institut der WWU. Für die Untersuchung wurden 118 katholische und evangelische Radioverkündigungen aus der ersten Coronawelle von März bis Juli 2020 analysiert und mit den Beiträgen aus den Vorjahren verglichen. Verkündigungssendungen sind kirchliche Programmbeiträge, für deren Inhalt laut Gesetz die Kirchen verantwortlich sind.

Die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Studie brachte unter anderem Unterschiede bei der Verwendung der Begriffe Zeit, Tag und Jahr zutage. Während die evangelischen Autoren sie vorrangig als Zeitangaben in ihrem eigentlichen Sinn benutzten, verwendeten katholische Autoren sie häufig zur Umschreibung der aktuellen Situation – etwa in der Formulierung „in dieser verrückten Zeit“ oder „sollte es in einem halben Jahr immer noch so schlimm sein“.

Zudem wurden in den evangelischen Radioverkündigungen andere Wörter in einem neuen Corona-Kontext gebraucht, wie die Untersuchung weiter ergab. Balbach nannte in diesem Zusammenhang das Wort „Freiheit“, bei der momentan vor allem darauf hingewiesen werde, dass sie eingeschränkt sei. „Das Wort ‚Gott‘, das am häufigsten verwendete Nomen in evangelischen Radiopredigten, taucht dagegen kein einziges Mal in einem thematisch auf Corona ausgerichteten Beitrag auf.“

Für die Untersuchung wurde vor allem die Frequenz bestimmter Formulierungen und grammatischer Muster analysiert. Die coronabezogene Studie ist Teil des Forschungsprojekts „Sprache und Konfession 500 Jahre nach der Reformation“. Insgesamt wurden in dem Projekt mehr als zehntausend Radiopredigten verschiedener Sender aus den Jahren 2014 bis 2020 erfasst und für computergestützte linguistische Analysen aufbereitet.

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