Sie wollen 40 Tage lang als Höhlenmenschen leben: Ein französisch-schweizerischer Forscher und 14 Probanden befinden sich derzeit im freiwilligen Lockdown in einer Felsenhöhle in Tarascon-sur-Ariège im Südwesten Frankreichs. Ziel des Wissenschaftlers Christian Clot ist es, im Kontext der Corona-Pandemie den Verlust des Gefühls für Zeit und Raum zu erforschen.
„Deep Time“ heißt das Projekt, das am Sonntag startete. Clot verbringt dafür mit sieben Frauen und sieben Männern fast sechs Wochen ohne Handys, Uhren und Tageslicht in der Grotte. Dort herrschen zwölf Grad Celsius und 95 Prozent Luftfeuchtigkeit. Strom müssen die Teilnehmer selbst mit Muskelkraft erzeugen und Wasser aus 45 Metern Tiefe schöpfen. Nahrung für die 40 Tage ist vorhanden.
Clot erklärte, er wolle in einer extremen Situation herausfinden, wie sich eine Gruppe an Veränderungen anpasse. Von einer „weltweiten Premiere“ spricht der französische Wissenschaftler Etienne Koechlin, Leiter des Labors für kognitive Neurowissenschaften an der Pariser Eliteuniversität ENS.
Die Probanden sind mit Sensoren ausgestattet, damit rund zehn Wissenschaftler in angeschlossenen Instituten ihr Verhalten nachvollziehen können. In der Grotte – einer der größten Europas – sind je eine Höhle zum Schlafen, für den Aufenthalt und für die Forschung eingerichtet worden.
Der Teilnehmer Arnaud Burel, ein 29-jähriger Biologe, nimmt nach eigenen Angaben an dem Experiment teil, „um das Leben außerhalb jeder Zeitzwänge zu erproben, das mit Computern und Handys sonst unmöglich ist“.
Die Kosten für „Deep Time“ beziffert Projektleiter Clot auf 1,2 Millionen Euro. Sie kommen überwiegend von seinem Human Adaption Institute, aber auch von privaten und öffentlichen Partnern.